{l. Materia medica und Toxikologie, 477
nerlich Möxt. oleosa c. sale und Calomel zu 3 Gran alle 2
Stunden, so dass Pat. innerhalb dieser Zeit 51 Gran erhalten
hatte, Alles blieb erfolglos, — Das Uebel schien sich dem
Ende zu nahen und die Operation wurde immer noch verwei-
gert. Da schlug A. die Tabaksklystiere vor, doch der mitbe-
handelnde Wundarzt setzte einiges Misstrauen in diese, indem
er sie bei vorhandener heftiger Entzündung für zu reizend hielt
und so usterblieben sie denn. Als aber Tags darauf nichts
mehr zu verlieren war, less A. ein solches Klystier in seiner
Gegenwart geben. Es wurde 14 Loth des ordinären, am we-
nigsten gebeizten Rollentabaks auf 6 Unzen’ Colatur abgekocht
und diess auf ein Mal ohne Beisatz beigebracht. Bald darauf
trat Ohnmacht ein, die jedoch nicht lange anhielt, die Uebel-
keiten mit zeitweisem, wirklichem Kothbrechen währten aber
über eine Stunde, Es stellte sich starkes Kollern im Unterleibe
ein und das Klystier ging wieder ab. Unter dem Äbgegangenen
fanden sich einige harte, kaum zerdrückbare Kothkügeichen.
2 Stunden darauf liess A. abermals eine solche Abkochung mit
einer Unze Küchensalz anwenden. Es trat darauf keine Ohn-
macht ein, auch waren die Uebelkeiten geringer, wohl aber
stellte sich unter beträchtlichem Kollern im Bauche der Drang
zum Stuhlgange ein und es gingen eine grössere Menge kleiner,
steinharter Kothkugeln ab. Alle Symptome milderten sich num,
doch bemerkte man in den vorgelagerten Partien durchaus keine
Veränderung. , Es war hier keine ganze Darmpartie, sondern nur
ein Theil der Wandung eines Darmes vorgefallen und einge-
klemmt, wodurch das Lumen dieses Darmes so verengert Wor-
den war, dass die Kothmasse nicht durchdringen konnte.
Dazu kam auch noch die entzündliche Auflockerung der leiden-
den Theile durch‘ die Einklemmung, die ebenfalls das Ihrige
dazu beitrug. — Das Tabaksklystier, von dem durchaus keine
so bedeutend reizende Wirkung zu fürchten ist, als man glaubt,
hatte hier den lähmenden, erschläffenden Einfiuss geäussert und
durch Aufhebung des entzündlich gespannten Zustandes des
Darmkanals eine wohlthätige Entleerung der harten, kugeligen
Excremente zur Folge. Um also sowohl entzündungswidrig,
als auch auf die Absonderung der Unterleibsdrüsen aufs kräftig-
ste einzuwirken und dem oberhalb und in der Gegend der Kin-
klemmung angehäuften verhärteten Kothe die zum Durchgange
an der verengerten Stelle nöthige Verdünnung zu verschafien,
gab A. p. d. 10 Gran Calomel mit Zucker und wiederholte in
zwei Stunden diese Gabe, liess auch noch ein Tabaksklystier,
doch nun olıne Zusatz geben. . Die Entleerung einer ungeheu-
ren Menge dünner, breiiger Fäces mit dem unerträglichsten Ge-
stanke änderten den Stand der Sachen sogleich, so dass A, am
18. Abends den‘ Kranken mit brennender Pfeife in fröhlicher
Hoffnung baldiger Genesung fand, Kinige Tage hindurch er-