454 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
brauche der 4 Becher des Morgens und der zwei Becher des
Abends erfolgten ‚;fäculente Stuhlentleerungen und obschon die
stärksten Purgiermittel bei längerer Anwendung nicht gewirkt
hatten, zeigten sich doch beim Gebrauche der Mineralquelle
schwarz-gallige, theerartige, blutvermischte Stühle. Nach 6-
wöchentlichem Trinken erschien ein Hämorrhoidalfluss schwar-
zer, flockiger Art, Pat. fühlte sich freier ohne alle Beängisti-
gung und der Unterleib war weich, zusammengefallen. Als
Pat, von Marienbad zurückkehrte, zeigte sich nebst abermaligen
Hämorrhoidalflusse auch die Periode. Das Blut hatte aber eine
sehr dunkle, dem Pfortaderblute eigene Farbe und des Blut-
brechen ist bisher noch nicht wieder zurückgekehrt. {Med,
Jahrb, d, k, k, österr. Staates, Bd, 22. St. 3.]
205. Gesichtslähmung. Zwei Krankengeschichten
von Dr, Heinzer in Marienbad, Nachstehende zwei Fälle
dürften vielleicht von Interesse für manche Aerzte und nicht
ohne Vortheil für einige Kranke seyn, denn 1) betreffen sie
eine Krankheitsform, die nach ihren Ursachen nicht immer leicht
zu beurtheilen und in der Regel nicht weniger schwierig für
den Arzt, als unangenehm für den Kranken ist und 2) muss
der vorzüglichste Antheil an der Heilung einem Mittel zuge-
schrieben werden, gegen das in ähnlichen Fällen zu allen Zei“
ten sehr viele Aerzte ein auf theoretischen Gründen beruhendes
Vorurtheil gehegt haben und noch hegen. I. Der erste Fall
betrifft einen Mann von 44 Jahren,- mehr schwächlich, als
robust, Die Symptome erblicher Disposition zu Kopfcongestio-
nen und leichte Hämorrhoidalzufälle hatten sich beı ihm, mit
rheumatischen Gesichts- und Zahnschmerzen, wechselnd , meh-
rere Jahre hindurch von Zeit zu Zeit eingestellt. Durch län-
ger fortgesetztes und wiederholtes gelind-eröffnendes Verfahren,
mit vermehrter Bewegung in freier Luft und öfterem Waschen
mit kaltem Wasser, hatte sich das Allgemeinbefinden 80 gebes-
sert, dass sich Pat. im ganzen letzten Winter von allen frühern
Beschwerden frei fühlte. Mit dem März fanden sich jedoch,
bei Jauem und etwas vollerm Pulse, verschiedene Zeichen von
Vollblütigkeit, besonders im Thorax, zumal in der Herzgegend
sich äussernd, ein, wie z. B. Brustbeklemmung, ein oft wie-
derkehrendes, ganz schmerzloses Gefühl, als ob das Herz sich
überschlüge oder sich schnell und krampfhaft zusammenzöge,
leichter, schmerzhafter Druck, gewisse Fülle etc. Durch anhal-
tende Geistesanstrengung mochte sich in den letzten ‚Wochen
auch wieder etwas vermehrter Andrang des Bluts nach oben
eingestellt haben. Dazu kamen num den 20. März die Folgen
einer wahrscheinlich stattgehabten geringen Erkältung unter den
gewöhnlichen Symptomen eines leichten Rheumatismus der Na-
ckenmuskeln mit intercurrentem Drucke im Hinterkopfe. Leich-
tes, vorübergehendes Zucken in den Schliessmuskeln des Mun-