Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

il. Materia medica und Toxikologie, “427 
wurde die Galvano-Acupunctur so angewendet, dass man die 
mit dem Zinkpol verbundene Nadel zwischen die L« denwirbel 
tief einsenkte und die andere Nadel wechselnd bald in den 
rechten, bald in den linken Schenkel einliess und sie zeitweise 
mit dem Kupferpole in Berührung brachte. Pat. hielt tapfer 
aus und war bald genesen, dass er bereits am 7. Juli entlas- 
sen werden konnte, — IV, Ein 49jähriger Tuchmacher von 
kraftvoller Constitution und anscheinend sonst gesund, kam am 
23. Juli ins Krankenhaus, Er war vielleicht vor Monaten von 
Apoplexie befallen worden und litt nun an Hemiplegie der rech- 
ten Seite mit fast völligem Unvermögen zur Bewegung des 
Arms und, Beins der betroffenen Hälfte und Unvermögen zu 
sprechen. Er Ilallte fast unverständliche Töne jpnd war nicht 
Herr der Bewegungen der Zunge, auch war die rechte Gesichts- 
hälfte gleichfalls paralysirt, der Mund winkel hing herab, der Mund 
konnte sich nicht ganz schliessen und der Speichel entrann reich- 
lich. Bei der Aufnahme hatte er heftigen Schwindel und Hirncon- 
gestionen und das Selbstbewusstsein war theilweise gestört. Man 
öffnete also eine Ader, legte in den Nacken ein Blasenpflaster und 
Reizmittel' an die Waden sorgte für Leibesölnung und yab Salmiak 
mit Tarf. stib. in einem Inf. Arnicue, Der drohende Zustand 
verlor sich darauf, es zeigte sich, dass Pat. überhaupt von schwa- 
chen Begriffen war, oder dass sein Verstand‘ durch die Apo- 
plexie gelitten habe und er gab an, dass er schon länger ärzt- 
lich behandelt worden war und dass ihn nur Armuth genöthigt, 
die öffentliche Hülfe anzusprechen, Nachdem er Senf, Strychnin 
and kräftige Einreibung gebraucht und es einleuchtete , dass die 
frühern Mittel erfolglos geblieben, entschloss sich E, rasch zur Gal- 
vano-Acupunctur und verfuhr dabei so, dass die eine Nadel in 
den Nacken zwischen den dritten Halswirbel tief eingeschoben 
und mit dem Zinkpole in Verbindung gesetzt wurde, während 
man zuerst die andere Nadel an den Lendenwirbeln anbrachte 
und mit derselben in kleinen Intervallen den Kupferpol in Be- 
rührung‘ setzte, Später‘ wurde die zweite Nadel unfern des 
Gesichts, oder am Arm oder Unterschenkel angebracht, letzte- 
res jedoch seltener, weil es sich überall gezeigt hatte, dass all- 
gemeine Einwirkung aufs Hirn, namentlich aber aufs kleine 
und aufs Rückenmark ausreichten, alle gewünschten Erfolge 
herbeizuführen. Die Wirkung war hier eben so heftig als 
überraschend. Die Heftigkeit anlangend, so erfolzten die stärk- 
sten und schmerzhaftesten Muskelzusammenziehungen und KEr- 
schütterungen durch den ganzen Körper mit Jautem Aufschreien; 
Weinen und Klagen, Nach wenigen Stunden entstand starkes 
Fieber und dies hielt über, 24 Stunden an mit Erweckung des 
Turgor vitalis, allgemeiner Röthe, Aufregung des Gemüths, 
Angst und anhaltendem Zittern, besonders der rechten gelähm- 
ten Seite, Pat. konnte was er dühlte nicht recht beschreiben,
	        
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