Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

126 I. Materia megdica und‘ Toxikologie, 
lis incipiens leide, Auch‘ hier wurde äusserlich ätherisches 
Senföl mit Alcohol, Reizpflaster auf die Extremitäten, Arnica 
mit Sal. amınon, und Tart. emet., daun Campher, Strychnin, 
Rhus toxicodendron und zuletzt und lange anhaltend ein star- 
ker Aufguss von Senfkörnern angewendet und dadurch bewirkt, 
dass sich die Lebenskraft hob, die Esslust wiederkehrte, die 
Verdauung sich regelte und Heiterkeit und Hoffnung den Kran- 
ken zu beseclen anfingen. Doch das Vermögen der Bewegung 
verbesserte sich wenig und der Gesichtssinn blieb verletzt. KE, 
wendete daher auch hier und zwar nach etwa 10 Tagen seit 
der Aufnahme die Galvano- Acupunctur und ganz‘ so, wie Im 
vorigen Falle an. Die Wirkungen waren höchst überraschend, 
und ungemein eingreifend und rasch helfend. Auch hier folpte 
heftige Aufregung, Schmerz und Muskelzucken mit Anfschreien 
und Einwendung gegen neue Kxperimente, Nachdem aber Pat, 
wahrgenommen, dass ihm schnelle, grosse Hülfe zu Theil 
wurde, ergab er sich in seine Pein und hielt standhaft aus. 
So gelang es den scheinbar ganz Gelähmten völlig und so bald 
herzustellen, dass. er nach wenigen Tagen den Gebrauch der 
Arme und nur um einige später den Gebrauch der Beine wie- 
der erhielt. Er bedurfte sogar nicht ein Mal, als er zu gehen 
begann, eines Stocks und indem er sich fleissig im Fortbewegen, 
im Heben schwererer Lasten und Anfassen kleinerer. Gegen- 
stände übte, dabei kräftige Nahrung‘ genoss und den Senfauf- 
guss fleissig fortnahm, genas er völlig und nur die Augen be- 
hielten eine Schwäche der Sehkraft, olıne dass man jedoch an- 
gehende Amaurose etc, bemerken konnte. Häuslicher Verhält- 
nisse wegen wurde Pat, am 11. Juli entlassen. — III. Am 33. 
Juni wurde ein 16jähriger Tischlerlehrling , angeblich an Rheu- 
matismus der untern Extremitäten aufzenommen, doch fand sich 
bald, dass er an unvollkommener Lähmung der untern Kxtremitä- 
ten litt und dass dies Uebel deshalb von ihm nicht bemerkt 
worden war, weil er von früherer Scrophulosis und Rhachitis 
Anschwellung der Knice und Fussgelenke und, daher ungewis- 
sen, wackelnden Gang hatte. Uebrigens schien der juvge 
Mensch ganz gesund und als er nur wenige Tage im Spitaie 
gewesen, war ihm kein anderes Uebel zurückgeblieben, als 
Unvermögen zu gehen. Fr brach zusammen; wenn er ging, 
hatte Ameisenkribbeln in den Füssen und theilweise Fühllosig- 
keit und das Fortschreiten erfolzte nur mühsam, Es schien als 
wenn schwere Arbeit den schwachen Jungen benachtheiligt hät- 
te und er mochte wohl zur Unterstützung der Kräfte sich mit 
Branntwein überreizt haben, auch liess sich der Verdacht der 
Onanie nicht ganz abweisen. Nachdem zuerst Finum colchic., 
dann Ammonium und später Arnica in Aufgusse gebraucht und 
sich ausser jener partiellen Lähmung oder besser paralytischem 
Unvermögen der Fortbewezung kein Sympiom weiter ergab,
	        
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