II. Chirurgie und Ophthalmologie,
genauen Untersuchung der Wunde, Das Ergebniss derselben
war folgendes: 1) die äussere Haut- und Fleischwunde er-
streckte sich ir einer Länge von 4 Zoll vorn über den Kehl-
kopf und Hals; sie fing an an der rechten Seite des Halses, + Z,
unterhalb des Angulus maxill, dextrae, wo der Musc, Ster-
nocleidomastoideus zum Theil durchschnitten und die Wunde
nur ein Minimum von den grossen Blutgefässen entfernt geblie-
ben war; durchschnitt Haut und Muskeln vor dem Kehlkopfe
und endigte ungefähr 1 Finger breit vom M, Sternocleidoma-
stordeus der linken Seite, welcher Muskel ganz unverletzt ge-
blieben war. 2) Der Kehlkopf war ganz durchschnitten und
zwar so, dass der untere Theil deg Schildknorpels von Glottis
und Epiglottis getrennt war, welche Theile in Verbindung mit
den ebenfalls vom Kelılkopfe getrennten Cornibus superioribus
und den Cartilaginibus arytaenoideis mit der Zunge im Zusam-
menhange geblieben waren. Der durchschnittene, mit der Luft-
röhre zusammenhängende Theil des Kehlkopfs war tief nach
unten gezogen in Verbindung mit dem untern Hautwundrande,
3) Die Speiseröhre war zugleich beinahe im ganzen Umfange
durchschnitten, so dass nur von der hintern Wandung dersel-
ben ungefähr + Z. unzertrennt geblieben war, und die genom-
menen Getränke meist aus der vordern Wunde wieder heraus-
flossen. 4) Wenn der Kopf rückwärts gebogen war, so klaffte
die Wunde fürchterlich wenigstens 3—4 Z., war aber der
Kopf vorn übergebückt, so berührten sich die Wundränder.
Nach Reinigung der Wunde vereinigte M. die Wundränder mit-
telst blutiger Nalıt und zwar durch 3 seidene Hefte, wodurch
die Vereinigung 8o bewirkt wurde, dass in den Zwischenräu-
men die etwa abgesonderten Flüssigkeiten freien Abfluss hatten,
und da nun die Respiration der Nase und Mund frei und un-
gehindert vor sich ging, ja selbst die Sprache besser wurde,
so durfte der Verf. auch kein Bedenken tragen, die Hefte lie-
gen zu lassen. Ueber die Hefte wurde eine feine in Oel ge-
tränkte Leinwands-Compresse gelegt und zweckmässig befestigt.
Um den Kopf in der vornüber geneigten Lage zu fixiren, dass
die Wundränder stets vereinigt bleiben mussten und die blu-
tige Naht nicht ausreissen konnte, legte M., da ihm keine
Köhler’sche Mütze zur Hand war, folgende Bandage an. Er
liess dem Verwundeten eine festanschliessende gewöhnliche
Frauenmütze aufsetzen und daran eine zu beiden Seiten und
vorn und hinten sich kreuzende Binde befestigen. Die beiden
Binden an den Seiten wurden fest angezogen, so dass der
Kopf auf die Brust geneigt war und wurden, sich über die
Brust kreuzend, zwischen den Achseln durch, über den Rücken
wieder nach der Brust gezogen und daselbst fest vereinigt,
Dann wurde die Binde vorn auf der Mütze ebenfalls auf der
Brust befestigt, um die Rückwärtsbiegung des Kopfs noch
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