Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

106 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
tiefes, speckiges Geschwür verwandelte und endlich kamen da. 
zu auch noch echte, kupferfarbene Maculae venereae in gr0S- 
ser Zahl im ganzen Gesichte, auf den Schultern und an den 
Extremitäten. {in diesem Zustande ‚sah Kluge den. Kranken 
wieder.  Derselbe erkannte die Nothwendigkeit einer abermali- 
gen durchdringenden Quecksilbercur an und rieth, da sich Patı 
im Allgemeinen gut erholt hatte, das rothe Quecksilberoxyd 
nach Berg zu geben. Dies Mittel brauchte. nun Pat. , nach« 
dem er in den letzten 4 Monaten gar kein Quecksilber genom« 
men, vom 21, Dec. 1833 bis zum 8. Febr, 1834 genau nach 
der Vorschrift mit einem Dec, Lignorum. Er ertrug es ohne 
alle Beschwerde und es stellte sich keine danach ein, das Ge- 
schwür heilte und Flecken und Knochenauftreibungen schwan- 
den langsam, doch «vollkommen, Während der ganzen Zeit 
hatte Pat. nie über Schmerz noch sonst ein Unwohlsein geklagt 
und erholte sich nach Aufhören des Quecksilbergebrauchs bald 
so gut, dass er die frühere blühende Gesichtsfarbe wieder be- 
kam und überhaupt ganz geheilt schien. Nur noch ein Residuum 
trug er von dem überstandenen schweren Uebel an sich, näm- 
lich das an der. hintern Fläche des Penis herabhängende un- 
förmliche Fragment der Vorhaut und man Jegte um dieses einen 
Faden und erwartete die Abstossung. Aus Vorsicht behielt man 
indess den Kranken noch etwa 8 Wochen unter specieller Auf- 
sicht und liess ihn nicht aus dem Zimmer. Endlich glaubte der 
Verf. nach abermaliger Berathung mit Kluge und Mohr, den 
Kranken für gesund erklären: zu können und gestattete ihm, zu 
seinem Berufe zurückzukehren, was er sehnlichst wünschte und 
was die beginnende milde Witterung Anfangs April auch zuliess, 
Der Genesene fühlte sich überglücklich endlich von dem 14monat- 
lichen Leiden befreit zu seyn und arbeitete fleissig um das Ver- 
säumte nachzuholen. So vergingen ungefähr 6 Wochen im er- 
wünschten Wohlsein, da bekam Pat. einige Tage Zahnschmer- 
zen und rosenartige Geschwulst des linken Backens, wozu sich 
noch gastrische Beschwerden, übler Geschmack, dick, weissbe- 
legte Zunge und Neigung zum Erbrechen fanden. Es war am 
315. Juni 1834, B. verordnete ein Brechmittel, das Pat. gegen 
Mittag nahm und reichlich Schleim und Galle ausführte, wor- 
auf er sich besser fühlte, Bei der dritten oder vierten Auslee- 
rung verweilte Pat. ungewöhnlich lange; man wurde unruhig, 
eilte nach ihm zu sehen und fand ihn neben dem Nachtstuhl 
herabgesunken und ohne Bewusstsein ‘und ohne Bewegung, 
Sogleich wurde Mohr gerufen. Er erkannte einen vollständi- 
gen Znsultus apoplecticus und verfuhr demgemäss. Pat. kam 
wieder zu sich, aber Zunge und rechte Körperseite waren ge- 
lähmt. Man setzte Blutegel an den Kopf, machte kalte Um- 
schläge, lexte Seofteige an die Waden und gab eine kühlende 
Mixtur. Etwa eine Stunde später sah B. den Kranken und
	        
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