Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

388 MR Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
der geröthet, noch bläulicht und die Extremitäten nicht gelähmt. 
Aderlass, Klystiere mit „Asa foetida, Arvica, Glaubersalz, Um- 
schläge mit Essig und Branntwein etc. riefen das Bewusstsein 
nicht zurück, Unter heftigem Würgen erbrach er nach einigen 
Stunden unverdaute Speisen und starb Abends 46 Uhr, nach- 
dem die Respiration 4 Stunde vorher aussetzend geworden, der 
Puls aber voll und mässig frequent geblieben war. Der Vater 
war in den 50° Jahren ebenfalls -schnell am Schlage gestorben 
und in der ganzen Familie fand sich vorherrschende Venosität. 
Auffallend war am Verstorbenen Ueberwiegen des Gesichts über 
den Schädel, Die Stirn war zwar hoch, doch an den Schlä- 
fen stark zusammengedrückt, so dass sich das Gesicht nach 
oben zu spitzte, Er war von ängstlich-mürrischer Gemüthsstim- 
mung; ein anerkannt rechtlicher Mann, aber fast unerträglich 
zu Hause: nichts konnte ihm zu Danke gemacht werden und er 
quälte die Seinigen mit steten, oft den widersprechendsten Kla- 
gen und Vorwürfen. In einer Stunde weich, gutmüthig und 
zärtlich als Gatte und Vater, in der andern hart, rauh, jähzor- 
nig hätte man ihn oft für geisteskrank halten mögen. — Ohne 
gerade geizig zu seyn, fürchtete er, obwohl bei genügendem 
Auskommen, doch immer, dass er um sein Vermögen kommen 
werde, Er war mässig, doch hemerkte die Frau in der letzten 
Zeit bei ihm grosse Neigung zum Weine, den er aber immer 
weniger vertrug. Seine Unverträglichkeit hatte in der letzten 
Zeit stark zugenommen. Er schielte, was durch psychische Auf= 
regung vermehrt wurde. Bis auf ein heftiges Gallenfieber noch 
in seinen ledigen Jahren war er nie krank. Im Sommer 1835 
hatte er eine leichte arthritische Augenentzündung und im Spät- 
jahre und Anfange des Winters klagte er einige Zeit über In- 
digestion., ‚die sich jedoch einige Wochen vor dem Tode wie- 
der verlor. — Bei der Section, 40 Stunden nach dem Tode, 
fand sich der Körper gut genährt, kräftig. Die Fäulniss war 
schon weit vorgeschritten. Bei Durchschneidung der Kopf- 
schwarte zeigte sich diese mit Blut überfüllt und die Schläfen- 
grube stark eingedrückt, so dass dadurch der vordere Quer- 
durchmesser des Hirns bedeutend verkleinert wurde, Der Schä- 
del erschien im ganzen Umfange verdickt, bis anf 3 Linien 
Dicke und mit der Dura mater stark verwachsen. Auf der 
linken Hemisphäre fand sich eine Knochenablagerung vom Um- 
fange eines halben Zolls, Die Dura mater war mit Arachnoi- 
dea und Pia mater verwachsen. In den Windungen der rech- 
ten Hemisphäre fand sich ausgeschwitztes Blut. Beide Seiten- 
ventrikel waren mit blutigem Serum überfüllt und im rechten 
Plexus choroideus sah man Hydatiden, zum Theil so gross wie 
eine Erbse, Im 3. und 4. Ventrikel und im Aquae Ductus 
Sylvit fand sich ein Blutextravasat von Grösse einer welschen 
Nuss, das eine schwarze homogene Masse von Consistenz der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.