372 II. Chirurgie und Ophthalmologie.
Stelle, da sie sich keiner Operation habe unterwerfen wollen,
gestorben sel. — IV, Geschichte einer Herniotomie
wegen eines verwachsenen und eingeklemmiten
Schenkel- Netz -Darmbruches bei einem Manne,
Ein 32jähriger Mann von sehr robuster Constitution bekam vor
etwa 10 Jahren eine Geschwulst in der rechten Leistengegend,
die von seinem Arzte für Hernie erkannt und wogegen Tragen
eines Bruchbandes verordnet wurde, Da dasselbe aber mit
Schmerzen verbunden war, — die Geschwulst soll schon damals
nicht ganz zurückgegangen seyn — 80 folyte Pat. lieber einem
andern Arztey der die Geschwulst für keinen Bruch hielt, al-
so auch kein Bruchband anrieth. Pat. veränderte nun seinen
Wohnsitz und stiess abermals aut einen Arzt, der die Ge-
schwulst, die nun schon viel grösser geworden war, für einen
Bruch nahm und für ein Bruchband stimmte, das auch ange-
legt wurde, doch die heftigsten Schmerzen verursachte, Häufig
sich wiederholende Leibschmerzen , mannigfache Verdauungsbe-
schwerden und rheumatische Schmerzen in verschiedenen Thei-
len bestimmten den Kranken im Sommer 1833 in Carlsbad und
Teplitz Hülfe zu suchen, An beiden Orten erklärten die des-
halb befragten Wundärzte, dass jene Geschwulst kein Bruch
sei, ja einer soll sie für angeschwollene Lymphgefässe genom-
men haben. Im Herbste 3834 kam Pat. nach Magdeburg, er«
kältete sich wahrscheinlich am 15.° Dec. und nach 10 Uhr
Abends wurde D. gerufen, Pat. erzählte, er habe plötzlich
heftige Leibschmerzen und Erbrechen bekommen und die Ge-
schwulst in der rechten Inguinalgegend sei, was immer gesche-
hen, wenn er heftige Leibschmerzen bekommen, viel grösser
geworden; so gross, als heute aber, sel sie noch nie gewesen,
Die Geschwulst sass in der Gegend des Schenkelringes, war
30 gross, wie eine zusammengeballte Mannsfaust, liess sich
schr deutlich höckerig, knotig, strangartig, an einzelnen Stel-
Jen teigig anfühlen und man konnte mit den Fingern von der
Peripherie aus unter dieselbe bis auf einen gewissen Pnnct ge-
hen, sie aber nicht hin- und herschieben, Diese durch das
Gefühl wahrnelımbaren Symptome, so wie der Umstand, dass
vom Eintritt der Leibschmerzen ; an die Geschwulst grösser ge-
worden war, der Grad dieser Schmerzen, häufiges Erbrechen,
fast immerwährendes Aufstossen und mangelnder Stuhlgang un-
geachtet der gereichten Klystiere: alle diese Kennzeichen be-
stimmten D., die Diagnose dahin zu stellen, dass er es mit
einem eingeklemmten Schenkelbruch und zwar einem Netz-
Darmbruch, wo MNetzpartien verwachsen und entartet. seyn
mussten , zu thun habe. Am 16, Dec. früh um 9 Uhr schie-
nen die Symptome nachgelassen zu haben, doch Nachmittags
stiegen die Zu(älle wieder und so schritt denn D. Nachmittags
zur Operation, da nur von dieser Rettung zu hoffen war.