IX, Chirurgie und Ophthalmologies 369
mit einem in zwei Höhlen getheilten Bruchsacke:
Eine 63jährige Frau hatte schon seit vielen Jahren in der lin-
ken Schenkelbeuge eine Geschwulst gehabt, die sich Anfangs
reponiren liess, allmählig aber, da Pat. ein selbst verfertigtes
unelastisches Bruchband trug, irreponibel wurde. Plötzlich,
in Folge sehr hefıgen Hustens, wurde die Geschwulst grösser
und es entstanden Schmerzen in derselben, Erbrechen und an-
dere, eine Einklemmung ankündigende Symptome. Als D. den
21. Dec, 1833 gerufen wurde, fand er an der, einem Schen-
kelbruche entsprechenden Stelle eine elastische, taubeneigrosse
Geschwulst und mehr nach der innern Seite des Oberschenkelg
zu, eine zweite, teigig anzufühlende Geschwulst. Beide Ge=
schwülste waren auf das deutlichste von einander getrennt und
der Zwischenraum zwischen beiden mochte etwa % Zoll betra=
gen. Da Versuche, die Taxis vorzunehmen,’ missglückten, so
machte D. am 23. Dec. die Herniotomie und legte natürlich zu=
erst die kleine Geschwulst bloss. . Der Bruchsack war sehr
dünn und enthielt so gut als gar keine seröse Flüssigkeit, wes-
halb sich der Verf. denn auch beim Oeffnen desselben sehr in
Acht nehmen musste, die darunter liegenden Theile nicht zu
verletzen, Im Bruchsacke lag eine kleine dunkelrothe Darm-
schlinge, die nach blutiger Erweiterung des Schenkelringes
durch in schräger Richtung vollführte Einkerbungen desselben mit
dem gerade nicht scharfen gewöhnlichen Knopfbistouri sich leicht
reponiren liess. Die Darmschlinge lag in einem ganz abgeschlos-
senen Bruchsacke. Nun fühlte D, aber, dass vom Schenkel
ringe aus ein dünner Strang nach der Geschwulst an der innern
Seite des Oberschenkels ging. Er vergrüsserte den Hautschnitt,
legte auch diese Geschwulst bloss und nach Durchschneidung
der dieselbe bedeckenden Fascia, Zellgewebe und Bruchsack,
kam er auf einen Theil des Netzes, der so fest mit seiner Hülle
verwachsen war, dass er ihn nur mühsam von derselben
trennen, ganz isoliren und reponiren konnte, Der fernere Ver-
{auf der Operation hatte weiter nichts Ausgezeichnetes, als dass
jene Netzpartie brandig wurde und sich losstiess. Nach 6 Wo-
chen war die Operirte, die jetzt noch ein Bruchband trägt,
ganz geheilt. D. glaubt, dass hier ursprünglich ein Netzbruch
zugegen war, der durch die Pelotte des schlechten Bruchbandes,
nachdem er heim Anlegen desselben nicht reponirt war, von
oben nach unten, mach der innern Seite des Oberschenkels zu,
gedrängt wurde und daselbst mit den benachbarten Theilen ver-
wuchs, Die Bruchpforte wurde nicht ganz geschlossen und
durch jene Anstrengung beim Husten drängte sich ein neuer
Theil des Bauchfells und mit ihm eine Darmschlinge, die sich
einklemmte, vor. Daher musste der Verf, zuerst den Darm-
bruch reponiren und kam dann erst zu dem verwachsenen Netz-
bruche. — IL Fall einer Hernia incarcerata cru-
Summarium d. Medicin, 1837. IL 94