II, Materia medica und Toxikologie, 349
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der rationellsten Indicationen ungeachtet, nicht Herr werden
konnte? Pat, behält ungeachtet der allgemeinen’ und örtlichen
Biutentziehungen, der ableitenden Methode in vollster Ausdeh-
nung und den Narcoticis aller Art — ungeachtet aller inneren an-
tirheumatischen- Mittel die Röthe der Augen, die Schmerzen,
die Lichtscheu. In solchen Fällen wende man das Calomelpul-
ver an und ist man so glücklich, wie der Verf., so werden
nach einigen Tagen, ja olt nach einmaliger Anwendung des
Mittels, die kranken Erscheinungen abnehmen und verschwiu-
den. An die Stelle der höchst peinigenden Lichtschen wird
bald wohlthuende Empfindung beim einfallenden Lichte eintre-
ten, die brennend heissen Tlhränen werden sich milder verhal-
ten und weniger reichlich fliessen, der Schmerz im Auge wird
sich verlieren und der schon verzweifelnde Kranke beim Fort-
gehrauche des Calomels die völlige Genesung sichtlich mit
jedem Tage herannahen sehen, — Wem möchte es ferner nicht
angenehm seyn, bei scrophulöser Augenentzündung unter die
dagegen empfohlenen Mittel noch eins aufgenommen zu sehen,
von dem man, wenn auch nicht Radicalhülfe, die ja ohne Til-
gung der allgemeinen Dyscrasie nicht möglich ist, doch grosse
Erleichterung und Beschwichtigung der vorherrschenden Sym-
ptome erwarten. könnte? Ein solches findet man in äusserer
Anwendung des Calomıel. Wem wurde nicht die Geduld er-
schöpit, wenn er bei einem die genannten beiden Uebel so häu-
fg begleitenden Symptome, der Lichtscheu, sich von allen ge-
rühmten Mitteln verlassen sah? Die Entzündung ist bis auf
geringe‘ Spur verschwunden, Schmerz und Röthe der Augen
scheinen keiner Beachtung mehr werth und doch muss Pat,
noch immer das Tageslicht, das auf die Augen gleichsam ätzend
wirkt, scheuen. Wenn er und die Seinigen nun bei monate-
langem Aufenthalte im Dunklen, bei strenger Folgsamkeit aller
Vorschriften, doch keine Abnahme der Leiden sehe: darf man
es ihnen verargen, wenn sie Zweifel, in die ärztliche Kunst
setzen? Es wird daher gewiss Jedem angenehm seyn, zu hö-
ren, dass der Verf, bis jetzt keinen Fall aufzuweisen hat, wo
das genannte Symptom nach Anwendung des Calomelpulvers,
nachdem man bereits andere vergeblich versucht hatte, nicht
bald geschwunden wäre. Auch bei andern Augenentzündungen,
bei denen F., was er nicht leugnet, mit allgemeiner Behand-
lung ausgekommen wäre, wendete er Calomelpulver in der
Absicht an, um die Wirkung desselben: zu beobachten und er
versichert, dass er nie, ausser in‘ zwei gleich näher zu er«=
örternden Fällen, nachtheilige Wirkung desselben beobachtet
hat. Dass das Mittel indess nicht unter allen Umständen heil-
bringend seyn wird und dass es seine Gegenanzeigen hat, liegt
in der Natur der Sache. Letztere speciell anzuführen , ist wohl
bicht nöthig, da Jeder sie sich selbst angeben kann, so wie man