Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

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V. Pseychiatrie, 
ganz frei, die Lochien flossen gut, die Brüste schwollen an 
von wässeriger Milch. Der Hitze folgte ein reichlicher Schweiss 
mit Nachlass der Erscheinungen. Jedoch behielt der Puls stets 
die fieberhafte Bewegung, indem er in der Minute zwischen 
90 und 100 Schläge machte, Dieser Zustand wiederholte sich 
am vierten und fünften Tage unter Hiozukommen von galligem 
Erbrechen , solchen Stuhlgängen, Entstellung der Gesichtszüge, 
Schlaffheit der Brüste, Schlaflosigkeit, Delirien, Aufgetrieben- 
heit des schmerzhaften Bauches, grosser Aengstlichkeit in stei- 
gendem Grade, und erreichte am sechsten Tage die grösste 
Höhe, indem der Puls kaum fühlbare 140 Schläge in der Mi- 
nute hatte, die Lochien auch ausblieben und die Kranke den 
Tod ahnte, Zwei kleine Aderlässe, 3 Mal wiederholtes Blut- 
egelsetzen, Calomel mit Pulv. Doveri, Brausepulver, schlei- 
mige Getränke, erweichende Salben und Umschläge vermoch- 
ten nicht, die Bauchschmerzen‘ zu mindern, Infus. Chinae 
konnte nicht die paroxysmenartigen Verschlimmerungen aufhal- 
ten, Aq. Lauroceras. nicht die Nerven-Unruhe mildern. Der 
Tod erfolgte am Abend desselben Tages. — Die Section wurde 
nicht gestattet, — .Dir Todesursache dürfte in einer Entzün- 
dung und darauf folgender Eiterung der Uterinal-Venen, welche 
schon während der Schwangerschaft sich in gereiztem Zustande 
befanden, und bei der Geburt durch Lostrennung der Placenta 
gewaltsam verletzt werden mussten, zu suchen seyn, ohne den 
Antheil zu vergessen, welchen die Entzündung des gesammten 
Bauchfelles und wahrscheinlich auch der Leber beigetragen hat. 
LMed, Jahrb, d, k. k. österr. Staates, Bd. 21. St, 1.1 
V. PSYCHIATRIE. 
143. Geschichte einer glücklich geheilten Ma- 
nia erotica; von Dr. GırreRmann. Pat. war ein 36jähri- 
ger Zimmermann, der Sohn ganz gesunder Eltern. Seit unge- 
fähr 13 Jahren hitt derselbe an Epilepsie und zwar in nicht ge- 
ringem Grade, so dass wöchentlich oft 5—6 Anfälle erfolgten, 
Ueber die erste Veranlassung zu diesem Uebel liess sich nichts 
ausfindig machen, als dass Pat. öfteren Affecten ausgesetzt ge- 
wesen war und darauf die epileptischen Anfälle anfangs” selten, 
später häufiger bekommen hatte. In den 13 Jahren, die er an 
diesem Uebel litt, war er sonst von andern Krankheiten frei 
geblieben. Der Körper war schlank, aber hager, der Hals 
lang, das Gesicht blass und die Physiognomie ganz die, welche 
man bei habitueller Epilepsie gewöhnlich wahrnimmt. Vor 
etwa 4 Jahren hatte sich Pat. verheirathet, schien aber mit der 
Frau nicht gut zu leben und sollte, wie Letztere auch angab, 
auch ausser der Ehe der Liebe opfern, Seit einigen Wochen
	        
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