IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 307
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zu einer Gebärenden gerufen, die am Ende der dritten Schwan-
gerschaft seit 48 Stunden die heftigsten Geburtsschmerzen hatte,
öhne gebären zu können. Die Hebamme und ein Wundarzt
waren unschlüssig , indem sie den Muttermund nur bis zur Grösse
eines Silbergroschens erweitert und die Gebärmutter um den
Kopf des Kindes fest angelegt in den Beckeneingang herunter-
rücken wahrgenommen hatten. Auch waren die Wasser seit
einigen Stunden abgeflossen und dies gab Allen Furcht vor un«
glücklichem Ausgange der Geburt. Die Frau, eine Bäuerin,
war 36 Jahre alt, stark; sie hatte vor 10 Jahren in der Zeit
von 3 Jahren zwei leichte, natürliche Geburten glücklich über-
standen, bekam aber dann den syphilitischen weissen Fluss mit
Chankern und konnte erst nach 3 Monaten durch Kunsthülfe
davon befreit werden. Sie war jetzt an der Zeit zur Entbin-
dung, glühte am ganzen Körper vor Hitze, das Gesicht war
roth, der Puls stark, hart, wenig beschleunigt; sie hatte viel
Durst und alle 2 Minuten eine starke andauernde Wehe. Die
äussern Geburtstheile waren heiss, etwas trocken, so auch die
Scheide, der tief in diese getriebene Muttermund war in der
Grösse eines Silbergroschens geöffnet, etwas aufgewulstet; der
Mutterhals sehr dünn, fest um den Kopf des Kindes angelegt,
welcher eine gute Stellung zu dem vortheilhaft gebauten Becken
angenommen zu haben schien, Nachdem Z. die allgemeine
Hitze durch Aderlass und schwache Mandelmilch zum Getränk
gemindert, versuchte er einen, in ein Infus, Belladonnae ein-
getauchten, conisch zugespitzten Badeschwamm in den Mutter-
mund zu stecken, und wartete die Wirkung davon sieben Sıun-
den ab. Die Wehen blieben gleich kräftig, der Uterus wurde
mit dem Kinde mehr herunter getrieben, aber der Muttermund
blieb wie durch ein sehnigtes Band zugeschnürt. Da dem Verf,
zur Erweiterung desselben kein anderes Mittel zu Gebote stand,
beschloss er, denselben einzuschneiden. In dieser Absicht führte
er den Zeigefinger der linken Hand in denselben ein, leitete
ein auf zwei Drittel der Klinge mit Heftpflaster umwickeltes,
im Charnier festgebundenes Knopf-Bistouri an denselben, und
schnitt den Muttermund an mehreren Stellen im Umfange gegen
} Zoll ein, Die Blutung war gering. Drei Stunden nach der
Operation wurde die Kreissende von einem gesunden Mädchen
auf natürlichem Wege glücklich entbunden. Das Wochenbett
verlief normal und zehn Tage nach der Geburt stand die Wöch-
nerin ganz gesund auf, um ihren Geschäften nachzugehen. Ein
Jahr darauf gebar diese Frau ein lebendes Kind ohne ärztliche
Hülfe, Das den Naturkräften unbezwingbare Hinderniss, wel-
ches der Vollendung der Geburt entgegen stand, schien hier aus
Vernarbung der wahrscheinlich auf dem Muttermunde aufsitzen-
den syphilitischen Geschwüre hervorgegangen zu seyn. In v,
Frorieps Notizen Nr. 841 findet man auch eine zum Behufe
der Entbindung von Dr. Casse verübte ähnliche Operation
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