1. Chirurgie und Ophthalmologie,
Ansehen einer jungfräulichen Brust, was gewiss auf die glück
liche Constitution der Frau zu schieben ist, [ARust’s Magazı
f. d. ges, Heilk, Bd. 49. Hft. 1.]
136. Geschichte einer Amputation des Ober-
schenkels, wobei die Durchschlingung der Arte-
ria Ffemoralis, Arteria profunda femoralis und
der Vena femoralis in Anwendung gezogen wur-
de; von Dr. Stınıne in Cassel. Mit diesem Falle beginnt
St. eine Reihe von Beobachtunzen über die Gefässdurchschlin-
gung, die er nach und nach folgen lassen will, um die Auf-
merksamkeit der Wundärzte auf diese noch zu wenig oder gar
nicht beachtete Methode etwas mehr zu lenken. Ein 10jähriges
Mädchen hatte sich im Winter 1834 durch einen Fall aufs
Steinpflaster eine Entzündungsgeschwulst am vbern Theile des
linken Oberschenkels zugezogen. Nach 6 Wochen brach die
Geschwulst auf und entleerte viel übelriechende, eiterartige
Materie, auch trat an die Stelle des früher gesunden Aussehens
scrophulöser Habitus. In Folge der cariösen Beschaffenheit des
Schenkelknochens, brach derselbe, als das Mädchen ein Mal aus
dem Bette gehoben wurde, wodurch sich das Bein höchst auf-
fallend verkürzte und der Oberschenkel einer unförmlichen
Fleischmasse glich, Es entstanden neue cariöse Geschwüröff-
nungen und bald kam Kräfteerschöpfung und hectisches Fieber dazu.
Diesen Zustand hielt das Mädchen 1! Jahr aus, dann wurde St,
veranlasst, die Amputation als alleiniges Rettungsmittel vorzu-
nehmen, Er verrichtete dieselbe etwa fingerbreit unter dem
grossen Trochanter mittelst des zweifachen Zirkelschnitts. Die
Arteria femoralis , die einen Durchmesser von etwa 2’ hatte,
wurde zuerst durchschlungen und zwar ganz so, wie es Verf,
in seiner Schrift über Gelässdurchschlinegung (Summar, Bd. IN,
Hit. 3. Nr. 105.) angegeben hat, Dann durchschlang er die
Art, profunda, deren Durchmesser 1— 14 hielt und zuletzt
die Fena femoralis , deren Durchmesser gegen 4 betrug und
die vor der Verschlingung anhaltend Blut ergoss. An allen
Gefässen gelang die Durchschlingung schnell und mit ihr stand
die Blutung vollkommen. Die sämmtlich in eine speckartige
Masse umgewandelten Weichtheile unter der Haut wurden durch
einige blutige Nähte über dem Knochenstumpfe vereinigt und
dann ein passender Verband angelegt. Letzterer wurde am 11,
Tage, bis zu welchem sich kein übles Ereigniss eingefunden
hatte, erneuert, weil er von Urin, Wundsecret etc. durchnässt
und ühelriechend geworden war. Die ganze Operationswunde
war auf das Beste durch prima intentio vereinigt und nur die
Suturen, die vom Heftpflaster ein wenig excorlirten Stellen und
einige kleine, nicht in unmittelbare Berührung gebrachte Puncte
der Vereinigungslinie Hessen* geringe, doch gute Eiterung be-
merken. Der Stumpf selbst war rund, voll, nicht sehr empfind-
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