II, Materia medica und Toxikologie, 279
(kranke Lungen und der Zehrzustand bei Hysterischen wird nur
zu oft von Lungenvereiterung begleitet. Ramadge ist nach
Allem nicht in das Wesen der Phthisis eingedrungen und hat
dieselbe durchaus einseitig betrachtet. Was aber seine Contra-
indicationen anlangt, so tritt der Fall ein, dass schleichende
Entzündungen, Blutspeien, verborgene (?) Lungenschwind-
sucht etc. sich überall mehr oder minder bei Lungensucht vor-
finden. Nichtsdestoweniger wird man zugestehen müssen, dass
ein Mittel, das unmittelbar aufs kranke Organ trifft und das-
i selbe berührt, wie dies warme Dämpfe thun, wohl geeignet
' seyn dürfte, das Uebel zu heilen — und wenn auch nicht —
wesentlichen Einfluss auf dasselbe zu gewinnen. Sonach wa-
Iren Inhalationen an sich, und abgesehen von Ramadge’s Au-
sicht, um so mehr zu empfehlen, als die meisten der gepriese-
nen Mittel sehr zweifelhaft auf die Lungen einwirken, unmit-
telbar aber keines derselben, die meisten indem sie, von allge-
meinen Beziehungen ausgehend, die besondern zu erfüllen suchen,
oder angewendet werden, indem sie die Erfahrung als speci-
üische bezeichnet. Die Zahl letzterer ist jedoch, nimmt man
das Wort streng, sehr.klein und sehr ungewiss. Ausser den
Mitteln, die man gegen Lungenschwindsucht als allgemein wir-
kende empfiehlt, z. B. entzündungswidrige, nährende, der che-
mischen Zersetzung entgegenwirkende, die Vereiterung beschrän-
kende, beruhigende etc. Mittel, die man nie wird entbehren
können, ist es wirklich Zeit, eine Methode zu suchen, die un-
mittelbar das Lungenleiden heben könnte. So lange indess
das Wesen der Phthisis noch nicht ganz aufgehellt ist, muss
man sich begnügen, im Forschen nicht müde zu werden und
für dasselbe Alles anzuwenden, was die neuesten physiologi-
schen und chemischen Untersuchungen erworben haben. Vor
der Hand beschränkt sich E. sonach darauf, einige der Mittel
| nennen, die sich ihm in reicher Erfahrung als Erleichte-
rungsmittel bewährten. Den ersten Platz nehmen darunter das'
Opium und die Morphiumpräparate: Morphium aceticum und
sulphuricum ein, Da namentlich, wo das Opium aus allgemein
bekannten Gründen nicht vertragen wurde, hat sich E. des Mor-
phiums bedient und da auch dieses in gewissem Betracht die
Wirkungen des reinen Opium theilt, so hat er demselben Stoffe
hinzugesetzt, welche die Aufregung im Blutsysteme beschrän-
ken können, so z. B. die Digitalis, oder solche, welche die
Expectoration befördern, wie Sulph. antim. aur. Dabei hat er
| diese Mittel selten und am besten Abends gereicht, damit sie
die Nachtruhe herbeiführten, Nur in wenigen Fällen hat er sie
öfterer wiederholt und sich immer vor starker Narcosis gehütet,
Die beiden Mischungen, die im Allerheiligen Hospitale apge-
wendet werden, sind folgende: Rec. Morphit acetict (s. sul-
phur.) gr. 3. Extr, Digit. purp. gr. xvj. m. exacte et form.