Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

1. Materia medica und Toxikologie, 275 
badet und damit gereinigt, nachher Umschläge von Kalk wasser, 
später von Bleiwasser über die Geschwüre etc. gemacht, diese 
durch flüchtiges oder intensives Touchiren mit Lapis inferna- 
lis oder Cuprum sulphuricum disponirt, sich zu reinigen und die 
Condylome nach ihrem beginnenden Absterben mit den genann- 
ten Aetzmitteln vollends zerstört, Dabei wird alle 4—5 Tage 
ein allgemeines warmes Bad genommen. Die Diät ist mager, 
doch nicht auffallend schmal; Fleisch wird nur halb 80 viel als 
sonst genommen. So viel sich thun lässt, verhalten sich die 
Kranken ruhig und hüten das Zimmer. Die Kranken des Verf. 
waren übrigens sämmtlich Männer, ausser der Syphilis gesund 
und kurz nach der Ansteckung, und ohne vorher Quecksilber 
gebraucht zu haben, in Behandlung gekommen, auch wurde die 
erwähnte Cur nach der Individualität modificirt. Die Cur währte 
im Durchschnitte 353—40 Tage. Dass das erwähnte Verfahren 
das Quecksilber bei Behandlung Syphilitischer nicht überflüssig 
macht, die Anwendung desselben dagegen nur auf die invete. 
rirten Fälle zu beschränken sei, wurde bereits oft ausgespro- 
chen und ist auch die Meinung des Verfs, LCasper’s Wochen- 
schr. f. d. ges. Heilk, 1837. Nr. 21.1] 
N, MaATERIA MEDICA und ToxixoLOGIE. 
124. Ueber den Gebranch des Bleies; vom Ober- 
Amtsarzte Dr. Lecnıen in Leonberg. (Aus d. Ber, über d. am 
22, Mai 1837 in Gmünd gehaltene Versamml. d. würtemb. ärztl,. 
Vereins.) Alle Gattungen von Gilten werden ohne Scheu in 
kleinen Gaben verordnet, ein sehr wirksames Gift aber, das 
Blei, ist innerlich fast ganz ausser Gebrauch und doch hat der 
Verf. schon seit einigen Jahren viele und schöne Erfahrungen 
über die auffallend günstige Wirkung des Bleies und nament- 
lich des essigsauren Bleies gemacht — das Blei gilt für das 
verderblichste Gift und es ist in den medicinischen Lehrbüchern, 
wie in polizeilichen Verordnungen aufs höchste verpönt und 
nicht mit Unrecht, da es furchtbare Erscheinungen und nicht 
selten den Tod herbeiführt. Auf der andern Seite ist die 
Furcht zu gross, da die meisten Bleivergiftungen leicht und 
gründlich geheilt werden, Dass sich diese Furcht auf die Phar- 
macie ausdehnt und dass man sich scheut, das Blei als Heil- 
mittel in kleinen Gaben anzuwenden , findet L, Unrecht. Man 
liest sehr viel von Bleivergiftungen (Bleikolik)., Die meisten 
wurden aber so geheilt, dass auch nicht eine Spur von der 
Vergiftung zurückblieb. In der Charit& zu Paris starben von 
500 innerhalb 8 Jahren an Bleikolik Behandelten nicht mehr 
als Fünf, L, selbst behandelte 4 Fälle von Bleikolik mit dem 
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