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V. Psychiatrie,
pathognomonisches Zeichen zur Contraindication gegen die Ope-
ration aufmerksam zu machen. Sollte jenes Grübchen wohl da,
wo es gefunden wird, dem Wundarzte einen Wink geben,
dass der Mastdarm zu hoch oben, im Becken, in einem blinden
Sacke ende, dass ant atresia vesicalis oder ein ähnlicher abnor-
mer Zustand der betreffenden Theile vorhanden sei, der, wie
schon erwähnt, in der That jede Operation erfolglos macht?
Ich habe über den Grund oder Ungrund dieser Vermuthung nir-
gends etwas Schriftliches auffinden können und jenes Grübchen
nie erwähnt gefunden. Möchten doch fernere Beobachtungen
über diese Annahme zur Gewissheit führen. — Ganz ähnliche
Fälle aus früherer Zeit findet man in der oben erwähnten
Schrift, für den hier beschriebenen Zustand zeugen aber beson-
ders Holtzach, Kaltschmidt und Morand. Ueber die
im kleinen Becken gefundene adipose Masse schrieb besonders
Balduin Ronsse. Beobachtungen endlich über vorstehend
beschriebene Missbildungen aus neuerer Zeit findet man bei F,
L. Meissner, Cavenne,. Bravais, F. Steinmetz, Du-
ret und Desalle, welche Fälle die dem hier vorgetragenen
ähnlich sind, erwähnen.
V. PSYCHIATRIE,
115. Mania autochira transitoria; vom Kreis-
phys. Dr. ARnnermern zu Bittburg. Ein 19jähriger Fuhrmann
von schlankem Baue, guter Constitution, aber trägem, schwer-
fälligem Geiste, der mit leerem Wagen in seine Heimath, die
Gegend von Aachen, zurückfuhr und Abends zuvor im Nacht-
quartier mässig gezecht hatte, machte in der Nähe Bittburgs,
als er mit seinem hinter ihm herfahrenden Kameraden diese
Stadt eben wieder verlassen hatte, in einem Anfalle von Mo-
nomanie wiederholte merkwürdige Versuche, sich das Leben
zu nehmen. Er wart sich nämlich plötzlich , obschon sein Ka-
merad hinzusprang und ihn abzuhalten suchte, nachdem er die-
sen von sich geschleudert, mehrmals unter das Rad des Jeeren
Karrens, so dass ihm dasselbe über den Hals rollte. Als ihn
das Rad nicht bedeutend verletzte und der Andere ihn jedes
Mal zurückzureissen suchte, raflte er von der Strasse einige
Hände voll Kies auf und verschluckte denselben rasch. Dann
nahm er einen grossen Stein und schlug sich damit einige Male
heftig auf den Kopf und da ihm nun das Blut über das Ge-
sicht lief und der allein in der Nähe sich befindende Kamerad
ihn noch immer fruchtlos'zu bändigen suchte, hef er zu der nahen
Saar und stürzte sich in dieselbe, wurde aber von einem gerade
am Wasser arbeitenden Manne herausgezugen und regungslos
in völliger Betäubung am Ufer niedergelegt. Als ihn A, bald
darauf dort sah, schlug der Puls klein und lavgsam, die Re-