IV. Gynäkologie und Pädiatrik, 241
gern unterzog. Um Ausführung der Operation wurde H. angegan-
gen. Da derselbe an der bisherigen Behandlung der Kranken keinen
Theil hatte, so entsprach er dem Wunsche der Kranken und
ihrer Aerzte, obwohl er sich von demOperation eben nicht viel
Gutes versprach, Bei seiner Ankunft traf er Pat. im Hause
ausser Beite beschäftigt. Die Untersuchung zeigte den Bauch
sehr gross und gleichförmig gespannt, doch letzteres nicht so,
wie man es sonst wohl häufig findet. Die Anschwellung nahm
den Bauch bis ins Epigastrium herauf so gleichmässig ein, dass
man bei Untersuchung desselben in verschiedenen Stellungen
und Lagen nicht unterscheiden konnte, ob man Xydrops sacca-
jus oder. diffusus vor sich habe, Die Schamlippen waren gar
nicht, die Unterschenkel nur wenig angeschwollen, die ganze
Haut aber ungewöhnlich rauh, trocken, schuppig und spröde,
Pat. befand sich bis auf die Beschwerde, welche die Geschwulst
besonders Nachts beim Athmen hervorrief, wohl und war im-
mer regelmässig menstruirt geblieben. H, machte die Paracen-
tese durch den Nabel ohne die geringste Schwierigkeit, fast
ohne allen Schmerz für Pat, und entleerte 26 Schoppen grün-
lichen stinkenden Wassers, mit dem zuletzt theils eiweissähn-
liche, theils häutige Flocken und Fetzen abgyingen, welche die
Canüle des Troikarts oft verstopften. Während der Operation
wurde aller Luftzutritt in die Bauchhöhle sorgfältig vermieden
und nachher die Wunde mit Klebpflaster bedeckt. Da der
Bauch nun leer war, erschien er ganz höckrigt und man konnte
von der Schamgegend bis herauf ins rechte Hypochondrium drei
abgesonderte harte Geschwülste von der Grösse kleiner Kinder-
köpfe unterscheiden und die Voraussage war also höchst miss-
lich, Die von der Operation gar nicht angegriffene Kranke
ging selbst‘ zu Bette, die Nacht verging gut und Pat, fühlte
sich sehr erleichtert, aber am nächsten Morgen traten stechende
Leibschmerzen ein, die trotz sogleich einge!eiteter und consequent
durchgeführter streng antiphlogistischer Behandlung rasch bis
zur Peritonitis stiegen, welche: Pat, am 6. Tage nach der Ope-
ration unter den bekannten Symptomen nach höchst schmerzhaf-
tem Kampfe zum Tode führten. — 24 Stunden nach dem Tode
wurde die Bauchhöhle geöffnet, Es strömte dabei viel stinken-
des Gas aus und bald flossen einige Maass gelbliches, dem
Käsewasser ähnliches Wasser aus. Die ganze Bauchhöhle war
davon angefüllt. Die Oberfläche der Därme und Leber war
von flockiger, purulenter Materie überzogen und durch sie fest
unter einander verklebt, besonders auch Leber und Magen mit
dem Zwergfell. Die Leber, fast noch ein Mal so gross, als
gewöhnlich, füllte das rechte Hypochondrium ganz aus, reichte
herab bis an’den Nabel und drängte den Magen nach oben und
links, indem sie bis ins linke Hypochondrium herüber reichte,
Sie war sehr fest, brüchig, blutreich, Magen, Milz und Nie-
ren waren gesund, eben so der ganze Darmkaval, nur dass
Sammarium d. Medicin, 1837. Il 16