IT. Chirurgie und Ophthalmologie,
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Laien bekannt ist. Orfila theilt aus den Beobachtungen An-
derer drei analoge Fälle mit, ohne eine Erklärung dieses unge-
wöhnlichen Verlaufs zu geben. Auffallend ist die bedeutende
Menge Gift, die in allen diesen Fällen verschluckt worden war;
ob dadurch vielleicht rasche Lähmung des Nerv, Vagus statt
fand, ähnlich wie andere Nerven ihre Empfänglichkeit für äus-
sere Reize verloren, unbeschadet der Muskelthätigkeit, der Be-
wegung, des Theils, — hier des Erbrechens, -— in dem sie
sich ausbreiteten? So wäre es allenfalls zu erklären, wie ein
Mal der Magen selbst, als das zunächst angefeindete Organ,
frei von Schmerz blieb und dann die Leitung der Reizung längs
des Verlaufs des N. Fagus, die bei den meisten Vergiftungen
mit ätzenden scharfen Substanzen so ausgezeichnet ist, in der
Brust als Beängstigung und Herzklopfen, im Halse als zusam-
menschnürendes Gefühl in der Kehle, bei Auftreibung desselben
und im Hirn als -Schwinden der Sinne, Counvulsionen‘ und
Ohnmachten sich darstellt, nicht statt haben kann. Die Anale-
gie lässt sich bei vielen Neurosen nachweisen, z. B. beim Ge-
sichtsschmerze, bei der Hysterie etc. — Die an den meisten
Stellen des Magens nur auf die hervorragenden Falten dessel-
ben, als diejenigen Theile, die am meisten und zunächst mit
dem Gifte in Berührung kamen, beschränkte dunkle Röthe be-
stätigt die allgemeinere Meinung, dass der Arseniktod und die
bei ihm stattfindende Färbung des Magens sehr viele Male nicht
Folge einer Entzündung sei, sondern dass letztere nur vom Ein-
dringen des Bluts in die Haargefässe abzuleiten sei. Denn ab-
gesehen von den nethwendigen Zeichen einer acuten Gastritis
im Leben, hätte die rothe Färbung weit gleichmässiger über
die Magenhäute verbreitet seyn müssen. Auch ist die ungeach-
tet des heftigen und häufigen Erbrechens durch den der Magen-
schleimhaut anhüngenden gelatinösen Stoff vermittelte Zurück-
haltung der Arseniktheilchen zu beachten. Ob hier nicht Con-
sistenteres, als Milch, z. B. Brei, geeigneter gewesen wäre,
beides zugleich auszuwerfen? ([Hufeland’s Journ. d, pract,
Heilk, 1837. März, ]
UL, CHIRURGIE und ÖPHTHALMOLOGIE:.
97. Ueber das Otaphone; von Dr. Kramen in Ber-
lin, Es ist dies Instrument eine von den vielen Erfindungen,
deren Lebensdauer weit über ihr Verdienst hinaus nur durch
die Dreistigkeit gefristet wird, mit der sie dem Publicum als
nützlich vorgeführt werden Die Voss’sche Zeitung vom 27,
März d, J. zeigte an, dass Prof. Robinson, in Berlin ange-
kommen, im Besitze des Otaphone, einer americanischen Er-
findung zur Stärkung eines schwachen Gehörorgans, sei, wor-
Summarium d, Medicia 1837, II. 15