Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 121 
geröthet noch widernatürlich glänzend, der Puls mässig gefüllt, 
eiwas gespannt, die Zunge schmierig gelbweiss belegt, der 
Athem. übelriechend und die Stuhlausleerungen sehr träge, 
Dieser Zustand sollte schon gegen 3 Wochen dauern. Pat. er- 
hielt ein Brechpulver, in den folgenden Tagen ein warmes 
Bad mit 4 Eimern kalter Begiessung, kalte Ueberschläge auf 
den Kopf und am 23. wurden 12 Unzen Blut gelassen und 
eine Mirxt. nitros. c. Natr. sulph. verordnet, Am 24. Aug. 
hatte das Tags vorher gelassene Blut festen Cruor mit dünner 
Crusta pleuritica gebildet. Der Kopf war leichter, Anfälle von 
Bewusstlosigkeit waren nicht wieder eingetreten und der 
Schwindel war geringer, Am 25. Aug. hatte Pat. wieder hef- 
tigen Schwindel, sie drehte den Kopf häufig umher,‘ konnte 
sich zu Zeiten nicht aufrecht halten, machte allerhand krampf- 
hafte Bewegungen mit dem Kopfe und den Extremitäten, hatte 
aber dabei Besinnung. An den Kopf wurden 20 Blutegel und 
in den Nacken ein Setaceum gesetzt und innerlich alle 4 Stun- 
den aa gr). Calom. und Digital. gegeben. Bis dahin gehört 
diese Geschichte einem andern Arzte, von dem Pat. am 29, 
Aug. dem Verf, übergeben wurde. Die gut gebildete und am 
ganzen Körper kräftige, fast üppige Ernährung zeigende Kranke 
lag für beständig im Bette, das Gesicht war turgide, geröthet, 
die Züge wie bei einer Blödsinnigen oder schwer Betrunke- 
nen und die nicht erweiterten Pupillen spielten nur träge, Patı 
erschien dem Verf. blödsinnig oder sehr eigensinnig, denn sie 
konnte nie zu einer Antwort und nur mit vieler Mühe zum 
Ausstrecken der Zunge bewegt werden, wie die Wärterin 
aber meinte, sollte sie ihre Umgebungen ganz kennen, auch 
zuweilen reden und mit Appetit essen, auch von Irrereden oder 
Phantasieen während des Schlafs nicht geplagt werden. Die 
Zunge war von schmutzigen Sordes bedeckt, der Athem roch 
sehr übel, der Puls zeigte ausser einiger Völle nichts Bemer- 
kenswerthes, der Leib war schmerzlos, weich, die Stuhlauslee- 
rung hartnäckig verstopft. Wenn Purganzen gegeben wurden, 
gingen die Faeces reichlich, fast wie colliquativ, unwillkührlich 
ab. Der sonst normale Harn wurde ebenfalls ins Bett gelas- 
sen. Höchst auffallend waren die fortwährenden Rückwärtsbe- 
wegungen der Kranken. Bei beständiger Rückenlage im Bette 
drückte sie den Kopf nach hinten ins Kissen, wodurch die 
Halsmuskeln sehr hervortraten. Zwang man Pat. aufzustehen 
und auf dem Stuhle zu sitzen, so rutschte sie immer vorwärts, 
indem sie den Rücken so stark nach hinten bog, bis sie vom 
Stuhle fiel; wurde sie zum Gehen gebracht, so konnten kaum 
3 Personen bei stetem Hintenüberwerlen des Kopfs sie auf- 
recht erhalten, In der Nacht zum 10. Septbr. begann heftiges 
Zähneknirschen ‚und gegen Morgen erfolgte der Tod. Die Be- 
handlung hatte in wiederholten Blutentziehungen am Kopfe und
	        
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