II. Materia medica und Toxikologie. 3149
sich eines Sonntags beim Essen mit rothem‘ Weine übernom-
men. Abends 10 Uhr erbrach er sich stark und unmittelbar
darauf fiel er bewusstlos zur Erde, S,, der ihn kurz nachher
sah, fand ihn olıne alle Zeichen des Lebens im Bette liegen
und zwar marmorkalt, mit herabhängendem Unterkiefer, ge.
schlossenen Augen, unempfindlicher Pupille und fehlendem
Athem, so dass ein ihm vorgehaltener Spiegel durchaus nicht
getrübt wurde, Endlich liess sich, doch höchst mühsam, ein
schwacher Puls von 16 Schlägen in der Minute entdecken und
nun wurde ein reizendes Verfahren eingeleitet, Da Pat. durchaus
nicht schlucken konnte, beschränkte sich dies auf Senlteige auf
Brust, Waden und Oberarme und auf Reiben des ganzen Ober-
körpers mit Flanell und Bürsten. Nachdem man dieses Ver-
fahren eine Stunde ohne allen Erfolg fortgesetzt‘, wurde ein
Aderlass vorgenommen, doch dadurch nur sehr wenig Blut ent-
leert und sonst nichts gewonnen, Das Reiben wurde fortge-
setzt und nach 2 Stunden entstand leises Zittern der Augenli-
der, ein Hauch von vermehrter Hautwärme und unter plötzli-
chem Schrei und Aufschlagen der Augen stellte sich mühsames
Athmen ein. Der Puls war indess bis auf 30 Schläge gestie-
gen. Nun’ stellten sich allgemeine Convulsionen ein, die 2
Stunden währten und das Atlımen ganz frei machten und dann
erfolgte allgemeiner warmer Schweiss und ruhiger Schlaf, Mit
dem Erwachen. am Morgen brach Pat. noch einmal, dann schlief
er aber wieder ein und hatte ‘ruhigen, Kleinen, schwachen
Puls, Aus dem Schlafe erwachte Pat. zu vollem Bewusstsein,
war munter, dach schwach und wusste von Allem, was mit
ihm vorgegangen, Nichts, [Med,. Zeit. vo. Vereine f. Heilk,
in Pr. 3837. Nr. 20.]
I. MATERrIA MEDICA: und TOXIKOLOGIE.
63. Erfahrungen über den Nutzen des kohlen-
sauren Eisens; von Dr. Mvexcnmeyen zu Lüneburg. Wo
man den Tonus des ganzen, Körpers vermehren, die Muskel-
kräfte heben, dem arteriellen Blute kräftigere Mischung geben
und stärkend auf die Nervensphäre einwirken will, wird man
unter richtigen Verhältnissen im Kisen stets eins der wirksam-
sten Mittel finden. Abgesehen vom äussern Gebrauche kommt
es jedoch bei innerer Anwendung desselben sehr darauf an, in
welcher Menge und Bereitung es gegeben wird, Wird es in
zu grosser, anhaltender Gabe gereicht, so entstehen leicht Blut-
wallung, Beängstixung , Blutungen aus Nase, Lungen und an-
dern Theilen und Neigung zu wahrhaft arteriellen Entzündun-
gen, Nicht minder kann Wall unpassender Präparate die ges