I, Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 9
müssen. Er verordnete daber Morgens und Abends erst ein
Wasserklystier, dann, nach Abgang desselben, ein Dec. Rad,
Tarax. Gramin, Sapon, und Chelidon, zum Einspritzen. Spä-
jer sollten nach Maassgabe der Umstände und um der dritten
Indication zu genügen; Antispasmodica, Nervina, namentlich
Asa und Narcotica frigida zugesetzt werden, innere Mittel aber
zur Zeit, da der empfindliche Magen ja so nichts annehmen
wollte, gar nicht angewendet werden. Zum Getränke wurde
Wasser und als Nahrung Fleischbrühe, Thee und leichter, doch
nicht zu schwacher Kalfee erlaubt. Dieser Heilplan wurde
sofort ausgeführt und der Erfolg war eben so überraschend,
als günstig. Pat. verbrauchte in 24 Stunden } Flasche Cham-
pazner, Das eigentliche Erbrechen von Speisen wurde fast
auf der Stelle gestilit, dagegen aber noch Schleim von Zeit zu
Zeit und unter Würgen herausgebracht. Auch ‘dieses vermin-
derte sich fast mit jeder Stunde, die Zunge wurde reiner, Ko-
lik, Krämpfe und Ohnmachten liessen nach und Appetit und
Schlaf kehrten wieder. Nur einmal erneuerte sich das Erbre-
chen am 14. Tage der Kur, wo Pat., der überhaupt seit sei-
ner Krankheit sehr reizbar, verstimmt und selbst zanksüchtig
geworden war, sich heftig geärgert hatte. Der Sturm wurde
jedoch bald, und ohne andere Medicin, besänttigt und das Er-
brechen ist seitdem nicht wiedergekehrt, Die Klystiere gingen
in den ersten Tagen, nachdem sie angewendet worden, sehr
bald wieder ab, dann aber blieben sie 6, 8, ja 10 Stunden
und länger und riefen Ausleerungen von krystallhellem Schleim
in Klumpen und Faeces von gesunder Form und Farbe her-
vor. Infarcten kamen nicht zum Vorschein und bald ging auch
kein Schleim mehr ab. Schon am 4. Tage der Kur beschäf-
tigte sich Pat. mit Lesen, less sich im Zimmer herumfüh“
ren und verspürte‘ bald ‘so ‘bedeutenden Appetit, dass er
täglich um Erweiterung des Speisezettels bat und dass man
ihn von Excessen ‚abhalten musste, Es wurden gute Fleisch-
brühe, gebratenes Fleisch, einige Austern und täglich einige
Gläser Gefrornes erlaubt. Letzteres bekam vortrefllich und
der Verf. kann es als sehr wirksames Mittel, die erhöhte
Reizbarkeit des Magens herabzustimmen, daher bei Magen-
krampf und spastischem Erbrechen aus eigener Erfahrung be-
stens empfehlen. Am 12, Tage fuhr Pat. spazieren und konnte
die 2 Treppen von seiner Wohnung, mit Unterstützung des
Bedienten, sehr gut heruntersteigen. Noch vor Ahlauf der 3,
Woche ging er spazieren und machte nun, bei sichtlicher Zu-
nahme der Kräfte, täglich Promenaden und am 21. Nov. 1836;
gerade 4 Wochen nach angefangener Champagnerkur, kehrte
Pat. in seine Heimath zurück. Er hat bis dahin noch täglich,
wenn auch nicht so regelmässig, Champagner getrunken, dage-
ven Klystiere nur dann genommen, wenn bis Abends nicht