Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

136 11, Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
begleitet, sitzt im Zellgewebe unter der Schleimhaut und in 
und ausser der Muskelhaut des ganzen Dauungscanales, vor- 
züglich des Krumm- und Grimmdarmns und durchläuft unter Er- 
scheinungen der Congestion, kolikähnlichen Schmerzen, Diar«- 
rhöen und eines entzündlich hectischen Fiebers in kürzerer oder 
längerer Zeit die drei Stadien der Rohheit, Erweichung und 
Verschwärung. Im ersten und zweiten Stadium kann man die 
Tuberkel leicht mit krankhaft angeschwollenen Peyer’schen 
Drüsen verwechseln, sie unterscheiden sich aber davon, dass 
sie zahlreich und zerstreut einen grossen Theil der Schleimhaut 
einnehmen, und anfangs hirsekorngrosse , graue und feste Gra- 
nulationen darstellen, die sich später zu flachrunden erbsen- 
grossen, in dickem,. grauem Balge käseähnliche Tuberkelmasse 
enthaltenden Geschwülsten erheben. Doch mögen nicht selten 
auch die Peyer’schen Drüsen Sitz der tubereulösen Ablagerung 
seyn, so wie später die Mesenterialdrüsen ergriffen werden, 
Die tuberculösen Darmgeschwüre characterisiren sich durch 
Alleine kraterförmige Oeffnungen mit harten, bleichen, zerrisse- 
nen Rändern und mit Tuberkelmaterie gefülltem Grunde, geringe 
Neigung zur Vernarbung und schnelles Tiefergreifen und Durch- 
bohren der Darmwände. Einer der seltenen Fälle sowohl hin- 
sichtlich des isolirten Vorkommens der Tuberkel im Darmcanale, 
als des tödtlichen Ausganges durch Verblutung ist nachstehen- 
der: Ein junger Mensch von 19 Jahren, der Sohn ‚eines an 
Phthisis tuberculosa verstorbenen Vaters, zeigte von früher Ju= 
gend scrophulöse Diathese und lebte kümmerlich von Mehlkost. 
Seit etwa 2 Jahren klagte er oft über Koliken und Diarrhöen, 
magerte ab und verrichtete mit Beschwerden seine Geschäfte, 
Am 18, Jan, 1835 bekam er nach Verkühlung Fiebererscheis 
nungen mit starker Verschlimmernng des Unterleibübels. Da 
Chamillenthee und eine Salbe ohne Erfolg blieben, wurde er 
ins Spital gebracht. Stechende und schneidende Schmerzen in 
Nabelgegend und Darmweiche, Diarrhöe, mässiges Fieber mit 
härtlichem Pulse waren die vorzüglichsten Symptome, wögegen 
Aderlass, Blutegel und Mirt, oleos, €. Erxtr, hyosc. verordnet 
wurden. Nachts stellten sich unerwartet blutige Stühle und 
darauf der Tod ein. Die Section bot in Kopf- und Brusthöhle 
nichts Absormes und in den Lungen keine Tuberkeln dar. In 
der Bauchhöhle sah man mehrere Pfunde eines schwarzen, flüs« 
zigen Blutes, das Peritoneum war in allen Fortsetzungen mäs- 
sig entzündet und missfarbig, die Mesenterjaldrüsen, besonders 
jene des Krumm - und Blinddarms sehr angeschwollen, weich, 
schwammig und wie das umgebende Zellgewebe mit dunklem 
Blute getränkt, einzelne auch mit kalkartiger Masse gefüllt ; 
Magen und Duodenum von brauner, Spulwürmer enthaltenden 
Flüssigkeit ausgedehnt , deren Schleimhaut stark geröthet, stel- 
lenweise geschwürartig abpgestreift, die Brun ne r’schen Drüsen
	        
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