Full text: (Neueste Folge, Band 5 = 1837, No 9-No 16)

J. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 133 
deren Ansgang in Oedem der Lungen und Suffocation sehr 
schwer hintangehalten wurde, Die Dipsomanie, die sich nach 
Brühl- Cramer durch lebhaftes, ungestümes und in höherem 
Grade mit Wuthanfällen verbundenes. Verlangen nach geistigen 
Getränken ausspricht, verband sich häufig mit chronischem Säu- 
ferwahnsinn, mit dem sie überhaupt in naher Verwandtschaft 
steht. Die Resultate der Sectionen waren in allen Fällen con- 
stant und für die Krankheit characteristisch. Das Gesagte mö- 
gen folgende Fälle belegen: 1) ein 40jähriger Mann wurde 
mehrmals in acuten Anfällen des Säuferwahnsinns behandelt, 
Seit 4 Wochen litt er an Catarrh, während dem er stärkern 
Hang zu geistigen Getränken nur zu reichlich befriedigte. Als 
er am 27, Febr, 1835 ins Spital kam, zeigte sich cachectisch 
aufgedunsenes Aussehen, Schwere des Kopfs und Schwindel, 
geringer Schlaf mit unruhigen Träumen, völlige Appetitlosigkeit, 
Durst nach erregenden Getränken, Empfindlichkeit des Epiga- 
strium und Zittern der Glieder und die traurige Folge davon 
als Delirium tremens chronicum. Quälender Husten mit Aus- 
wurfe eines wässrigen Schleimes, grosse Athmungsbeschwerden, 
pfeifendes, rasselndes und kuisterndes Athmungsgeräusch cha- 
racterisirten die chronische Bronchitis mit beginnendem Oedema, 
Derartige Fälle mit gesunkener Lebensthätigkeit haben iür die 
Behandlung unüberwindliche Schwierigkeiten, Während man 
ülterirende Mittel: Tarf. emet., Tpecac, und Sal, ammon. an- 
wendete, sanken die Kräfte schnell. Schon am 5. März war 
die Zunge trocken, zitternd, der Puls sehr schwach und Zit- 
tern und Unruhe im Zunehmen, Keinen bessern Erfolg hatten 
Opium mit Camphor, und Digital. mit E/ix. acid, Mall, Ob- 
schon sich darauf ruhiger Schlaf einstellte , nahmen Abmagerung 
und ödematöse Anschwellung überhand und der Husten wurde 
heftiger, war ohne Auswurf, aber mit Erstickungsanfällen ver- 
bunden, auch fand sich Aphonie. Die folgenden Tage beobach- 
tete man einen schauerlichen Kampf des Wahnsinns gegen die 
schwindende Lebenskraft und am 10, März trat endlich der 
Tod ein. Bei der Section sah man in der Schädelhöhle die 
Sinus voll geronnenen Blutes, die Arachnoidea graulich getrübt, 
verdickt und unter derselben viel Serum ergossen. Die Gefässe 
der Pia mater waren mässig injicirt, das Hirn zähe, die Hirn- 
höhlen mit Serum angefüllt, das Cerebellum weich, das Rü- 
ckenmark fester und innerhalb der Häute Serum ergossen. 
Lultröhre und ihre Aeste waren mit gelblichem Wasser gefüllt, 
das sich durch Druck auf die Lungen willkührlich vermehren 
liess und die Schleimhaut war dunkel geröthet., Die Lungen 
waren wenig angeheftet, das Gewebe bis auf einige zerstreute 
Tuberkein normal und überall «bis auf die hintern und untern, 
von dunklem Blute strotzenden Gegeuden mit schaumigem Se- 
rum gefüllt... Der Herzbeutel enthielt wenig Wasser, das Herz
	        
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