132 I Pathologie, Therapie and medicinische Klinik,
ckeln. Man gab nebst den vorigen Mitteln China. Alles ver-
sprach einen guten Ausgang, als am 31. Mai die Miliarien
plötzlich verschwanden und die Krankheit durch auftretende
Congestionen des Rückenmarks unglücklich endigte, Das genaue
Bild des Verlaufs zerfällt a) in das Stadium der Congestiönen,
das 4 Tage währte und dessen characteristische Erscheinungen
nachstehende. waren: grosse Unruhe, fortwährende Delirien,
Theilnahmlosigkeit,, matter, trüber Blick, trockene, rissige
Zunge, grosser Durst ohne Verlangen nach Getränken, . Be-
schwerlichkeit des Schlingens, beschleunigtes, erschwertes
Athemholen mit häufigem Husten, Schmerzen in der Magenge-
gend, häufiges Erbrechen und Meteorismus. Moschus und ein
Vesicans brachten durch 2 Tage einige Erleichterung, am drit-
ten nahmen die Erscheinungen rasch zu und am 4, trat plötz-
lich b) das Stadium der Exsudation ein. Die Symptome des-
selben waren: gänzliche Bewusstlosigkeit und Unempfindlich-
keit, Starrheit der Augen, livide Gesichtsfarbe, Zähneklappern,
sehr erschwertes Schlinzen, beschleunigtes, mühevolles Athmen,
fadenförmiger Puls, heftige, erschütternde Zuckungen der Ex«
tremitäten, und unwillkührlicher Abgang der Excremente, Am
2, Tage dieses Stadiums, am 3. Juli starb Pat, Bei der Se-
ction fand sich in der Kopfhöhle, ausser mässiger Injection der
Gefässe, einigem Serum in der rechten Hirnkammer und einem
kleinen Blutextravasate in der hintern Wandung, nichts Abnor-
mes. Der Rückenmarkskanal war von dunklem, theilweise ge=
ronnenem Blute überfüllt, Zellgewehbe und harte Hirnhaut in-
jicirt, die Arachnoidea zeigte feine Gefässinjection und inner-
halb viel seröse Flüssigkeit, die Rückenmarksgefässe strotzten
von Blut und das Rückenmark war stark geröthet, zäh. Die
Injection der Gefässe erstreckte sich auf alle, vom Rückenmarke
ausgehende Nerven, Die Brusthöhle bot nichts Abnormes dar.
In der Bauchhöhle fand man sämmtliche Geschwüre des Krumm-
und Blinddarms im Vernarbungsprocesse begriffen. — II. Das
Delirium tremens potatorum chronicum. Diejenigen,
die das Delirium tremens der Phrenitis anreihen und das We-
sen desselben in Entzündung des Hirns oder der Hirnhäute, na-
mentlich der*Arachnoidea (Lippich), setzen, haben ihre An-
sicht wohl nur aus den acuten Formen des Uebels geschöpft,
Dem chronischen Verlaufe, der nach Armstrong, Barkhausen
und der Erfahrung des Verfs. so selten nicht ist, fehlen sämmt-
liche Symptome, die ein solches primäres Leiden bezeichnen.
Vielmehr kommen zu den pathognomischen Symptomen: Schlaf-
losigkeit , Delirien, Zittern etc, die den Säuferwahnsinn als Neu-
rose bezeichnen , wichtige Affectionen der Brust- und Unterleibs-
orgaue, die je nach der herrschenden Krankheitsconstitution und
der individuellen Disposition verschieden seyn mögen. In den
meisten Fällen beobachtete der Verf, die chronische Bronchitis,