114 IV. Chirurgie und Ophthalmologie,
ter Rückenlage im Bette bleiben und nicht mehr arbeiten konnte,
wurde wieder nach B. geschickt, wohl zum Theil so spät, weil
er ihm in der Convalescenz harte Vorwürfe über das Brannt-
weintrinken gemacht und, da ’er nicht hörte, es veranlasst hatte,
dass ihm eine Unterstützung des Armenvereins entzogen wurde,
Pat. war furchtbar abzemagert, hatte Ascites und Oedema pedum,
das Wasser sickerte tropfenweise aus den Beinen und seit 8 Tagen
war kein Stuhlgang erfolgt. B. gab Calom, mit Extr. Gratiol,,
wodurch viele wässrige Stühle eintraten und der Zustand sich
sehr besserte und dann verordnete er Diuretica, ı Anfangs Aug,
schien Pat. hergestellt, doch schon Mitte Aug. wurde B. aufs
Neue gerufen. Pat, war wieder hydropisch, litt aber, nach’ sei-
ner Aussage besonders an einem Mundgeschwür, Die Wasser-
sucht hatte sich wieder eingefunden, wie der Branntwein ins
Haus gekommen war und dann hatte das Zahnfleisch an den
Schneidezähnen geschmerzt, was Pat. auf das harte Brot, das
er genossen, schob, Die Untersuchung zeigte aber Noma, to-
tale Zerstörung des Unterkiefers zwischen den KEckzähnen,
schwarzbraune Geschwürbildung mit dünnem, scharfem Eiter
und Geschwüre an der innern Fläche der Unterlippe. Die
Schneidezähne liessen sich beliebig herausnehmen und wieder in
ihre Höhlen stellen. Dabei fand sich starker Speichelfluss, der
jedoch nur von links zu kommen schien. B., eilte, innerlich
Salzsäure und äusserlich „Acid. pyro-Hgnos. anzuwenden, doch
statt der gehofften Besserung trat ‘Trismus ein und Pat. starb
in wenigen Tagen, — Bemerkenswerth dürfte besonders BEeYD,
dass hier das Uehel in beiden Fällen neben Wassersucht auf-
trat und mit starkem Speichelflusse verbunden war. Die Ver-
wanültschaft mit Angina gangraenosa, welche Einige angenom-
men, muss B, sehr bezweifeln, da ihm gegen diese Salzsäure
innerlich und „Acid, pyrolignosum örtlich auch in sehr verzwei-
felten Fällen noch treffliche Dienste leisteten, während Beide
hier ohne jeden Erfolg blieben. [Heidelberger medic. Anna-
len, Bd. ITT. Hft. 1.}
46. Merkwürdiger Fall eines selten grossen
Aneurysma’s der Aorta; vom Wundarzte Rozcxen in
Ludwigsburg. Ein 39jähriger Stadtrath lebte in der zweiten
Ehe, zeugte in der ersten keines und in der zweiten 2 Kinder
und starb den 13, Sept. 1833 Nachmittags in Folge eines
Ancurysma Aortae. Der Verstorbene, von starkem musculö-
sem Baue, war gut genährt, lebte stets sehr regelmässig und
beschäftigte sich nach den Schuljahren 10 Jahre mit Rothgerbe-
rei. Da er aber Feuchtigkeit und die bei Maceration thierischer
Stoffe sich entwickelnde fauligt-stinkende Luft nicht ertragen
konnte, ging er zur Seifensiederei über, bei der er schwere La-
sten zu heben und zu tragen hatte, Ausser den Kinderkrank-
heiten war er bis zum 37, Jahre stets gesund. Im Aug. 1817