112 IV. Chirurgie und Ophthalmologie,
Mal blosse Durchschneidung des N. #ibialis pos!icus bei Tetas
nus nach einer Stichwunde in den Fuss mit glänzendem Erfolge
vollzogen. Freilich ist aber auch bisweilen durch antiphlogisti-
sche, ableitende, zertheilende und narcotische Mittel die Heilung
erreicht worden, was aber dem oben Angegebenen nicht wider-
spricht, da Entzündung immer das Wesen der Grundkrankheit
ist. Meist tritt aber die Erschöpfung früher ein, als man die
locale Nervenentzündung beseitigen kann und deshalb ist die
Voraussage um so ungünstiger, je rapider die Krämpfe auf ein«
ander folgen. Die narcotischen Mittel aber nützen dadurch,
dass sie die allgemeine Nervenerregbarkeit abstumpfen, dadurch
die Rückwirkung des Localreizes auf das Centralorgan vermin-
dern, die Krämpfe seltener machen und die Erschöpfung länger
abhalten, so dass dazwischen die entzündungswidrigen und auf-
lösenden Mittel Zeit erhalten zu wirken. Gewiss wird aber
die Rückwirkung des Localreizes sicherer verhindert, wenn
man denselben durch Zerschneidung des Nervenstamms isolirt,
wodurch man die Wirkung der narcotischen Mittel sogar viel
directer, als durch sie selbst erreicht, indem man num vollkom-
men Zeit hat, durch den ganzen Apparatus antiphlogisticus
die locale Nervenentzündung zu heben, ehe durch Zusammen-
heilen des getrennten Nervenstammes die Rückwirkung der pe-
ripherischen Nervenpartie auf das Centralorgan wieder anfängt.
— Nach dem Mitgetheilten ist F, fest überzeugt, dass die ra-
tionelle‘ und sichere Behandlung des Tetanus, nach Entfernung
fremder Körper aus der Wunde, darin bestehe, dass man 1}
den die verwundete Stelle mit Aesten versehenden Nerven-
stamm, um Zeit zu gewinnen, durchschneide und dass man 2)
kräftig antiphlogistisch, zertheilend und ableitend wirke, um die
locale Nervenentzündung zu heben, ehe durch Zusammenheilen
des durchschnittenen Nervenstammes die peripherische Nerven-
entzündung von Neuem auf das Rückenmark zurückwirken
kann. Zurückbleibende‘ Lähmung hat man nach. Theorie
und Erfahrung nicht zu fürchten, da, wie bekannt, ein nicht
aus- sondern nur durchgeschnittener Nerv zwar für den Au-
genblick die Leitungsfähigkeit für Nerveneindrücke verliert,
doch später nicht nur wieder, zusammenheilt, ‚sondern auch seine
normale Verrichtung wieder anfängt. Es bleibt also weder
Verstünmlung, wie bei Amputation, noch Lähmung zurück.
[v. Froriep’s neue Notizen, Bd. I. No. 1.]
45. Zwei Fälle von Noma; von Dr. Buvrr in
Aachen. I. Ein 6jähriges Mädchen litt im März 1833 an Ter-
tianfieber, gegen das keine Hülfe gesucht wurde und das im
Juli zwar ausblieb, dem aber bald Anasarca und Ascites folg-
ten. Bei grossem Widerwillen gegen Medicin suchten die El-
tern doch jetzt durch allerlei Hausmittel zu helfen, allein ver-
vebens: das Kind kam immer tiefer herunter, bis sich im Nov.