Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

86 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
nur wenn er gefragt wurde, klagte nicht y die Zunge war 
rein, der Puls weniger frequent, klein, weich und Schmerzen 
waren nirgends zugegen, Pat. hatte etwas gegessen, doch nicht 
viel getrunken. Auch gegen Abend bemerkte man kein Fieber. 
Der Knabe schlief im Ganzen viel und ruhig und weder Haut- 
ausdiinstung noch andere Absonderungen, selbst nicht die Stuhl- ’ 
ausleerungen rochen urinös. So blieb Pat. noch 5 Tage, ohne 
dass sich etwas Besonderes änderte, nur wurde er immer schlum- 
niersüchtiger, so dass er, vom Schlaf kaum erweckt, augen 
genblicklieh, nachdem er die an ihn gerichteten Fragen gehörig 
beantwortet hatte, wieder fest schlief. In der letzten Nacht 
war er sehr unruhig geworden, hatte sich beständig umherge 
worfen, ängstlich geathmet und so war er plötzlich gegen Mor 
gen verschieden. Die Section wurde nicht zugegeben. — Die 
Behandlung bestand in urintreibenden Mitteln und Getränken, 
einer grossen spanischen Fliege in der Nierengegend und lau 
warmen Bädern. Es dauerte übrigens lange, ehe sich der 
Verf. vom gänzlichen Mangel der Urinabsonderung überzeugen 
konnte, da Pat., während er Leibesöff'nung und dabei Drang 
zum Harnlassen hatte, die Entfernung der wenigen Tropfen 
einer schleimigen Masse für Urinlassen gehalten und sich sonst ^ 
kein Drang dazu eingestellt hatte. Bei dem altern Binder war 
diess daher übersehen worden und erst jetzt hörte B., dass 
auch dieser Kranke wenigstens 10 Tage vor dem Tode nie 
allein Urin gelassen habe, woraus er vermuthet, dass auch 
dieser an unterdrückter Urinabsonderung gestorben sei. — Im 
December desselben Jahres, als der Verf. selbst krank war, 
verlangte man ihn zu einem 13jährigen Knaben. Er schickte 
einen Collegen und erfuhr von diesem, dass der Knabe an udn- 
gina parotidea mit ziemlich bedeutender Geschwulst, besonders 
der einen Parotidengegend und massigem Fieber leide und dass 
er dem franken, der über lebhafte Schmerzen in der Ge 
schwulst geklagt, 8 Blutegel und eine kühlende Arznei ver 
ordnet habe. Derselbe war ein gesunder, kräftiger, nie krank 
gewesener Knabe. Als ihn B. nach 4 Tagen selbst besuchte, 
fand er ihn ganz muqter, ohne Schmerzen und Fieber, nur 
die Parotidengegend war noch etwas angeschwollen. Der Verf. \ 
liess ihn daher im Zimmer bleiben und ein Kräuterkissen tra 
gen, wobei die Geschwulst sich auch ganz verlor. Doch war 
er noch nicht wieder so gesund wie früher, sondern lässig, 
träge und er sah bleich und etwas gedunsen aus. B. wollte 
daher den Urin sehen , was aber mehrere Tage nicht geschehen 
konnte, da die Umgebungen sagten, dass er nur bei der min 
destens 2 Mal täglich erfolgten Stuhlausleerung Harn gelassen 
habe. — Sonst befand sich der Knabe ziemlich wohl, ass, 
wenn gleich nicht viel, trank und schien, bis auf Mattigkeit 
und das bleiche, gedunsene Aussehen, wohl. Auch erst in 
diesem Falle erfuhr B., etwa erst am 10. Tage nach Eintritt
	        
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