Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 69 
Nacht war ruhiger, Pat. weniger heiss und am andern Tage 
bemerkte man einige Spuren von Besinnlichkeit. Die Besse 
rung schritt in den nächsten Tagen langsam, doch stätig, vor 
wärts, während man den erwähnten Mitteln nur noch einige 
kleine Gaben Digitalis hinzufügte und mit jenen selbst allmäh- 
lig wieder nachliess. Nach 10 — 12 Tagen sprach und trank 
Pat. bereits wieder und war ausser Gefahr und die ganze Cur 
war, ausser den äusserlichen Mitteln, mit etwa 30 Gran Calom. 
und 2 Gran Digitalis durchgeführt worden. Ein in der Uonva- 
lescenz noch einige Male verordnetes leichtes Inf. rad. Voder. 
war wohl etwas Unwesentliches. Der Knabe blieb zwar noch 
geraume Zeit schwach, blass und sehr verdriesslich, doch war 
er ganz genesen und Geist und Sinne hatten nicht gelitten. 
Dass dieser Fall sehr interessant und für den oben ausgespro 
chenen Satz beweiskräftig ist, leidet wohl keinen Zweifel. 
Diagnostische Bedenken über denselben lassen sich wohl nicht 
hegen. Selbst wenn das aufgestellte Bild noch die Möglichkeit 
zuliesse, dass man es hier blos mit einem typhösen Allgemeiu- 
leiden zu tluin gehabt habe, so müsste doch der Erfolg des 
einfachen Verfahrens jeden derartigen Zweifel beseitigen. Al 
lerdings ist übrigens dieser Fall der eclatanteste von allen vom 
Verf. beobachteten Fällen, doch kommen auch einige andere 
ihm mehr oder minder nahe. [Med, Zeit. v. Vereine f. Heilk. 
in Pr. 1836. Nr. 49.] 
32. Gehirntuberkeln; von Pr. Budge in Wetzlar. 
Der 9jährige Sohn gesunder Eltern soll ausser einem im 2. Jahre 
rasch und gutartig verlaufenen Scharlachexantheme und einer 
ungeachtet mancher äusserlichen Mittel vom 6. Jahre bis zum 
Tode ganz unverändert gebliebenen Tinea capitis, bis zum 8. 
Jahre ganz wohl, munter und mehr als gewöhnlich klug ge 
wesen seyn. Im März 1834 fiel den Eltern ungewöhnliche 
Schläfrigkeit, vorher nie beobachtetes Sprechen im Schlafe, stil 
les llinbrüten und Nachlass der frühem Lebendigkeit auf. Da 
zu kamen noch im Verlaufe eines Jahres folgende Erscheinun 
gen : zuweilen Zittern der linken Hand, später krampfhaftes 
Zucken im linken Beine, mitunter unerträglich heftiges Reissen 
und Stechen am linken Arme, dass sehr oft alle Ruhe und al 
len Schlaf raubte, von Zeit zu Zeit Kopfschmerz, Abnahme 
des Appetits, der Kräfte und des Körpervolumens, endlich seit 
Dec. 1834 häufiges, 3—7 Mal täglich erfolgendes galliges Er 
brechen. Doch scheint das ganze Leiden so heimtückisch auf 
getreten zu seyn, dass ein während eines Jahres den Kranken 
behandelnder Arzt das Uebel für Unterleibs- und Brustleiden 
wit rheumatischer Complication hielt. Der Verf. sah am 25. 
März. 1835 zuerst den bis auf die Knochen abgemagerten Kran 
ken im Bette sitzend, den abwärts geneigten Kopf auf den 
rechten Arm gestützt, welche Stellung mit Rücken- nie mit Sei- 
teulage wechselten. Das greisenähnliche Gesicht war erbleicht,
	        
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