61
IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
sie anhaltend gesessen, Schmerz in der linken Weiche gehabt,
auch desshalb im Bette bisweilen sich anders legen müssen
und so auch in der letzten Hälfte der Schwangerschaft unu
immer näher der Geburt merkliche, wenn auch nicht aullallende
Behinderung im Heben des Schenkels verspürt. Bei Neigung
zu Rheumatismen und bei Abwesenheit wenigstens auffallender
Stockungen im Unterleibe und sonstigem Wohlbefinden hielt
man diese Beschwerden für rheumatisch. In dieser Alfection
lag aber zweifelsohne die Ursache, warum die am 3. Tage
unter heftigen Nachwelten eintretende Stockung der Lochien,
vorzüglich aber der gestörte Milcheintritt zur Ablagerung an
eine bereits krankhafte Stelle Gelegenheit gab. Die Milchab
sonderung blieb dann auch so gering, dass das Rind sogleich
mit anderer Nahrung unterstützt und schon in den ersten
Wochen, wo die Milch ganz wegblieb, gewöhnt werden musste.
Unter den Ursachen, die Entzündung der Lendenmuskeln be
dingen und bereits vorhandene Disposition schnell entwickeln
können, geben die meisten Schriftsteller Milchversetzung nicht
an. Obgleich von der am 3. Tage nach der Geburt eingetre
tenen raschen Entwickelung der Entzündung bis zum Aufbruch
des Abscesses und dessen Heilung 6 Monate vergingen, muss
man doch den Verlauf den rapiden zurechnen und in Heftigkeit
des Schmerzes und Dringlichkeit der Umstände lag die Ursache,
warum man das Uebel früh entdeckte, während sonst oft die
Entzündung so schleichend auftritt, dass man sie gar nicht be
merkt und sich erst durch Ansammlung des Eiters von dem
Uebel überzeugen muss. Uebrigens lehrt dieser Fall, was eine
vom Anfänge energische Behandlung auf Aufhebung und theil-
weise Verminderung einer solchen Entzündung und ihrer Aus
gänge vermag. Ausser den rheumatischen Affectionen war er
noch mit Bandwurm complicirt, von dem man früher keine
Ahnung gehabt und von dem wiederholt mehrere Ellen abgin
gen. Die dem Tode so nahe Frau, deren schleichendes Fieber
bei 8crophulöser Diathese und öfterem Auftritt partiell florider
Entzündung der Lungen um so höhere Bedeutung gewann und
schnelle Consumtion der Kräfte drohte, geniesst jetzt eine Ge
sundheit , wie nie zuvor und hat auch nicht die leiseste Behin
derung im Gebrauche des Schenkels behalten. [Neue Zeilschr.
J. Geburtskunde v. Busch, d’ Ouirepont u, Hit gen. Bd. I)’ r ,
Hft. 1.]
28. Carcinoma uteri mit Schwangerschaft;
von Br. Burdach zu Finsterwalde. Eine 30jährige Frau,
Mutter von 3 ohne Hülfe der Kunst gebornen Kindern, hatte
schon einige Zeit manche Beschwerden und klagte besonders
über Schmerzen in den Genitalien, den Weichen und im Kreuze,
60 wie über hartes Drängen auf Urinblase und Mastdarm, bei
sehr erschwerten Harn- und Stuhlausleerungen. Dabei war
at. sehr abgemagert, hatte einen gereizten Puls und vermuthete