Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

52 IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
Eine 30jährige Frau von mittlerer Statur, zarter Constitution, 
sanguinisch - cholerischem Temperamente und bis aut die in der 
letzten Zeit oft vorgekommenen Störungen der Periode, 'die 
bald zu früh, bald zu spät eintrat, gesund, hatte eines Tages 
im August 1829 mit gröstem Appetite Mittags viel gebratene 
Kalbsleber und Salat gegessen und wusch eben den Teller ab, 
als sie plötzlich heftigen Schmerz in der Magengegend und Er 
brechen bekam und in Folge dessen bewusstlos zusammensank. 
Ihr Mann trug sie sogleich ins Bett und rief den im Hause 
wohnenden Dr. Kröber. Dieser fand einen kleinen, zusam 
mengezogenen, beschleunigten Puls, erhöhte Empfindlichkeit der 
Magengegend beim Drucke, fortdauerndes Uebelseyn und Auf- 
stossen und verschrieb ein Brausepulver. Der Nachmittag ver 
ging unter fortdauernden Schmerzen, Pat. wurde stündlich 
schwächer, das Gesicht war blass, eingefallen, der Puls klein, 
kaum fühlbar, die Extremitäten kalt, der Unterleib aufgetrie 
ben, mit deutlich wahrnehmbarer Fluctuation und Abends gegen 
7 Uhr erfolgte der Tod, eben als S. vom Dr. Kröber zu die 
sem merkwürdigen Falle gerufen, ins Zimmer trat. Der Yerf. 
glaubte mit dem Arzte der Verstorbenen nach den vorhandenen 
Erscheinungen, dass irgend ein Unterleibsorgan geborsten und 
eine Flüssigkeit in die Bauchhöhle getreten sei; an Krankheit 
der Tuba dachten Beide nicht, sondern vielmehr daran, dass 
vielleicht in Folge des heftigen Erbrechens, mit dem die Krank 
heit angefangeu, der Magen geplatzt seyn könne.— Die Sec- 
tion am nächsten Tage ergab Folgendes: der Leib war aulge 
trieben, prall, elastisch, fluctuirend und enthielt wohl gegen 6 
Pfund zum Theil geronnenes, zum Thetl flüssiges Blut von 
dunkler Farbe, so dass der ganze untere Theil der Bauchhöhle 
bis zur Grenze der Regio mcsogastrica und hypoguslrica da 
mit gefüllt war. Nachdem man das Blut behutsam entfernt 
hatte, wollte man die einzelnen Theile genau uutersuchen, doch 
schon im Anfänge der Untersuchung fand man, als man mit der 
Sonde etwas geronnenes Blut entfernte, einen kleinen, mit einem 
Ovulum sehr viel Aehnlichkeit habenden Körper, der den Ver 
dacht einer Trompetenschwangerschaft erregte. Als man den 
Unterleib gehörig gereinigt hatte, ergab sich denn auch wirk 
lich dass die linke, niitdemNetzeverwachseneTnbaeinezurAuf 
nahme des erwähnten Körpers geeignete Höhle besass und es 
war sonach, und da man sonst nirgends eine Quelle der Blu 
tung sah, nicht zu bezweifeln, dass diese nur in Folge des 
durch das heftige Erbrechen herbeigeführten Berstens der Ge 
schwulst entstanden war. Der aus dem Unterleibe herausge 
nommene Uterus war von normaler Grösse, doch in seiner Sub 
stanz etwas verdickt, unverändert in Rücksicht auf die Form 
seiner Höhle und wahrscheinlich nur an der Portio vaginalis 
etwas wulstiger und dicker, weil die Verstorbene kurz vor dem
	        
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