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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
dier Flüssigkeit bedeckt, und der Riickenmarkskanal war, wie
die 4. Hirnhühle, ganz damit angefüllt. Der Theil der Arach-
noidea, der Medulla oblongata, Pons Varolii und untere
Fläche des Hirns bis zur Kreuzung der Sehnerven bedeckt,
Mar stark gerothet, verdickt, körnig, an einzelnen Stellen
tnilchweias und liess beim Einschneiden knisterndes Geräusch
kören. Medulla oblongata , so wie Pons und oberer Theil
des Rückenmarks waren sehr blutreich und ungewöhnlich hart,
derb, sowie auch die davon entspringenden Nerven. — Blut
egel, Calomel, kalte Umschläge und ableitende Mittel, die
keim Hydrocephalus acutus internus, zweckmässig und conse-
•pient angewendet, häufig sehr viel nützen, wurden von B. bei
Arachnitis spinalis fast immer ganz vergebens gebraucht. Nur
ein Mal rettete er das Kind, doch ging, ehe es sich besserte,
das Uebel ins zweite Stadium so weit über, als die Contraction
der Naekenmuskeln im geringen Grade sich einstellte. Blut
egel brachten in allen Fällen zwar sichtbare, doch nur vorüber
gehende, wenige Stunden dauernde Oeffnung hervor. Starke
Blutentziehung schien das Uebel eher zu verschlimmern, als zu
bessern. B. liess die Blutegel in einigen Fallen hinter die
Ohren, in andern unmittelbar in den Nacken setzen. Da der
Hydrocephalus internus stets, wenn er glücklich endet, die
Krise durch den Darmkanal macht, so suchte er auch bei dieser
exsudirenden Entzündungsform den Krankheitsprocess durch
starke Gaben Calomel, von 1—3 Gran, und reizende Klystiere
aus Essig und Tart. ernet. dahin zu leiten, doch vergeblich.
In einem Falle gab B. das Calomel im dritten Stadium mit
Jlad. Arnicae, eine Verbindung, von Melcher er in diesem
Stadium des Hydrocephalus internus stets sehr günstigen Erfolg
sah, wenn darauf fäculente, schwarz-grünliche, zähe Stuhl
gänge erfolgten — in andern Fällen mit Digitalis, doch ohne
alle bemerkbare Einw irkung. Das Calomel liess er im 2. Sta
dium mehrmals der Krämpfe wegen mit Flor. Zinc. nehmen,
ohne jedoch davon eine krampfstillende Wirkung zu bemerken.
Eine solche scheint auch kaum möglich, wo Entzündung Con-
Vulsionen erregt, ja es fragt sich überhaupt, ob es angemessen
und selbst nicht vielleicht nachtheilig ist, diese Mittel anzuwen-
dan. Gehirn und Rückenmark bedürfen bei so gereiztem Zu
stande fortwährender Entladung der Erregbarkeit; dadurch ent
stehen die Convulsionen und, wenn die Nervenströmung einige
Zeit anhält, tetanische Zusammenziehung der Muskeln. Wird
diese gestört, so muss dadurch die Entzündung steigen. Narco-
,,c ® würden schon besser seyn, weil sie diese Entladung be
fördern, wenn sie nur nicht auf der andern Seite die Blutcon-
Restion nach oben vermehrten. Bei einem Kinde gab der Verf.
das Calomel zuerst mit Digitalis, dann mit ganz kleinen Gaben
des Opium und dies lebte 21 Tage. Bei eiuein andern Kinde