496 IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
Herzens war sonach viel grösser, als der linke, die Vorhöfe
standen, wie beim Fötus, durch das offen gebliebene Foratnen
ovale mit einander in unmittelbarer Verbindung, beide Kam
mern communicirten ebenfalls mittelst einer abnormen Oelfnung
an der zwischen beiden gelegenen Scheidewand mit einander
und sowohl die Lungenarterien, als die Aorta entsprangen aus
der rechten Herzkammer und hatten beide ein höchst geringes
Volumen. In einem Herzen aber, dessen beide Hälften so mit
einander verbunden waren, musste nothweudig venöses und ar
terielles Blut mit einander gemischt werden. Zu den Lungen
wurde also Blut geführt, das schon einigermassen oxydirt
war, oder vielmehr aus unoxydirtem und oxydirtem be
stand. Wegen des geringen Volumens der Art. pul man.
konnte indess nur eine kleinere Blutmasse, als gewöhnlich,
den Lungen zugeführt werden, weshalb gewiss die Lungen
sich nicht mehr entwickelt hatten und daher so klein geblie
ben waren. Eben so wenig konnte wohl die Aorta, die
gleich unter dem Bogen so bedeutend an Umfang abnahm,
die Organe mit dem hinreichenden Blute versehen, das
zu ihrer Ernährung und den normalen Functionen nölhig
war. Die erschwerte Blutcirculation durch die Lungen und
die durch diese eigenthümliche Bildung bestehende freie
Circulation zwischen beiden Herzhälften erklären, dass die
Venen, ungleich grösser als die Arterien, verhältnissmässig
weit mehr Blut enthalten mussten und dass überhaupt in der
ganzen Blutmasse Venosität vorherrschte. Für letzteres sprachen
deutlich dunkle Farbe des Bluts, geringe Neigung desselben zum
Coaguliren, häufiger Blutverlust und blaue Hautfärbung. Auch
die ungewöhnlich entwickelte Thymus verdient noch besondere
Erwähnung. Wie bekannt hat man dieselbe da, wo das Fo-
ramen ovale oder der Ductus BotalU offen geblieben, unge
wöhnlich gross gefunden und dies dürfte mit Meckel u. A.
vielleicht beweisen, dass die Thymus bei Personen mit der
gleichen organischen Herzfehlern, eben so wie bei Amphibien
und manchen Säugethieren, namentlich bei den tauchenden, na
genden und Winterschlaf haltenden gewissermaassen die Fun
ction der Lungen übernähme, indem nämlich das Blut in ihr
dieselbe Veränderung erleidet, wie in den Lungen eines Men
schen mit normal gebildetem Herz. Die abnormen Erscheinun
gen bei diesem Mädchen gleichen zwar im Allgemeinen denen,
die gewöhnlich bei Blausüchtigen Vorkommen und finden sich
in den bekannten Beobachtungen von Blausüchtigen aufgezeich-
net. Dagegen scheint die Art, wie hier die A. brachiulis st-
nistra mit dem übrigen arteriellen Systeme in Verbindung stand
sehr selten, wenigstens ist dem Verf. nicht bekannt, dass diese
eigenthümliche Abnormität von irgend einem Andern bei Biau-
sucht beobachtet worden sei. Die genannte Arterie entsprang