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III. Chirurgie und Ophthalmologie.
Höhe ein s. g. Haarwirbel entstanden war, wie man denselben
bei zweiköpfigen Missgeburten ■wahrnimmt. Genauere Unter
suchung dieser* den Kopf so verunstaltenden Geschwulst ei-
gab, dass in ihr wohl nur steatomatöse Masse enthalten sei,
weil sie sich meist wie ein mit Wolle fest ausgestopfter Sack an
fühlte, doch zeigte sie auch an einzelnen Stellen deutliche Fur-
ctuation und namentlich an 2 Stellen in der Nähe der Basis
auch nicht unbedeutende Pulsation. Zu beiden Seiten der Ge
schwulst, da, wo dieselbe sich nach den Ohren hin erstreckte,
sah man mehrere, sich baumförmig verzweigende varicöse Ve-
nenstämme; links war die Geschwulst deutlich schiebbar, rechts
aber, da, wo sicli das Hinterhauptsbein mit dem Seifenwand
beine verbindet, war nicht nur die Verbindung derselben mit
dem Knochen anscheinend innig, sondern ein etwas hervorste
hender Knochenrand verrieth die Abtheilung des Hinterhaupts
und Seitenwandbeins. Das Kind war sonst gesund, hatte gu
ten Appetit und die Psyche war ganz ungestört. Wie übrigens
dasselbe nur mit gauz rückwärts gebogenem Kopfe gehen konnte,
so konnte es auch nur in ganz rückwärts gebogener Lage und
mit offenen Augen schlafen, da die Geschwulst durch iitre
Schwere und die dadurch bedingte Spannung der Haut das
Schliessen der Augenlider unmöglich machte. Da der Verf. die
Geschwulst nur für ein Steatom hielt, so beschloss er, wohl
einsehend, dass bei immer zunehmendem Waclisthume derselben
irgend etwas Entscheidendes vorgenommen werden müsse, die
Geschwulst zu exstirpiren, obschon einige die Operation wider-
riethen. Nach den nölhigen Vorbereitungen machte S., um nach
der Exstirpation die erste Vereinigung unternehmen zu können,
2 von der Basis der Geschwulst handbreit entfernte halbmond
förmige Hautschnitte, die sich in der Gegend der Pfeilnaht und
unterwärts im Nacken vereinigten und trennte leicht in wenigen
Augenblicken die ganze Geschwulst, nachdem er die oben und rechts
etwas festere Verbindung mit dem Pericranium durchs Messer
gelöst hatte. Die Blutung war sehr gering, die völlige Ver
einigung aber nicht möglich, da die allgemeinen Hautbedeckun-
gen sich so zusammen zogen, dass die Wundfläche theilweise
unbedeckt blieb. So unangenehm dein Verf. auch zuerst das
Misslingen der wohl berechneten ersten Vereinigung war, so er
wuchs daraus doch wohl für den Kranken ein Vortheil, weil
man nach Entfernung eines solchen Gewächses vermehrten Blut
andrang naclt dem Hirne wohl mit Recht besorgen konnte und
allmählige Heilung demnach rationeller seyn musste. — Die
Geschwulst wog nach Entfernung 5 Pfund, war fast 6 Zoll
hoch, 7 Zoll breit und hatte einen Umfang von 17 Zoll. Die
sie bildende Masse war weiss, dem Speck ähnlich, mit Zell-
,aut umgeben, die sich hier und da zwischen die einzelnen
steatomatösen Partieen hineinbegab. Bald nach der Operation
agte Pat. zwar über eiuige Schmerzen in seiner Beule und