I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 459
säure in verschiedenen Formen, als Brausepulver, Saturation
und künstliches Selterwasser, dabei Ilyosc. Aqu. Lainocer. und
Bellad., erst allein, dann combinirt, milderten die Beschwer
den, machten das Erbrechen seltener, hoben es aber nicht ganz.
Metalloxyde glaubte B. als an und für sich schwer verdaulich
hier nicht ansvenden zu dürfen. Er forschte sorgfältig nach,
ob vielleicht irgend eine Secretion vermindert oder unterdrückt
sei, für welche die Magenschleimhaut vicariirend eingetreten
wäre, wodurch dann das Erbrechen erzeugt würde. Doch Pe
riode, Stuhl- und Harnausleerung waren normal. Hautausschläge
halten sich nie vorgefunden und an rheumatischen Beschwerden
hatte Pat. nie gelitten, obgleich sie zugab, während der Krank
heit ihrer verstorbenen Mutter sich vielen Erkältungen ausge
setzt zu haben. Leber, Milz und Darmkanal zeigten nichts
Pathologisches. Endlich hörte B., dass früher Fussschweisse
zugegen gewesen, diese aber seit längerer Zeit und ohne be
stimmte und directe Veranlassung allmählig verschwunden wä
ren. Der Verf. glaubte hierin ein neues Heilobject gefunden
zu haben, liess wanne Fussbäder verschiedener Art brauchen
und warme Bekleidung von Wolle, Pelz und Wachstaffet tra
gen. Gleich danach wurden die Füsse wieder feucht, das Be
finden aber besserte sich auf keine Weise. So kam denn B.
auf den Gedanken einen derivirenden Gegenreiz zu machen und
liess statt der aromatischen und narcotischen Magenpflaster, die
schon lange getragen w orden waren, ein grosses Vesicator auf
die Regio epigastrica legen, was in den ersten Tagen viel
Schmerz und starken serösen Abfluss erregte, im Befinden der
Kranken aber ebenfalls nichts änderte. Nach mehreren Tagen
fing die entzündete Stelle an gehörig zu eitern. B. liess die
Eiterung beharrlich unterhalten, zugleich die schon längst ver-
ordneten Tropfen von Exlr. Bellad. in Aqu. Laurocer. fort-
gebrauchen und hatte nach etwa 12 Tagen die grosse Freude,
eine allmählig fortschreitende Besserung eintreten zu sehen.
Dies überraschte ihn sehr, veranlasste ihn aber zugleich auf
Alles genau zu achten und es wurde nicht schwer zu entde
cken, dass hier die Eiterfläche der spanischen Fliegen zu einem
eigenthümlich pathologischen Secretionsorgane geworden war.
Die Absonderung auf derselben zeigte dem äussern Ansehen
nach nichts Ungewöhnliches, war auch quantitativ nicht exces-
siv, exhalirte aber einen eigenthümlich widrigen Geruch, der
der Kranken besonders lästig war, aber auch denen, die sich
ihr näherten, höchst unangenehm auffiel. Alle behaupteten,
dass dieser Geruch höchst ähnfffch dem sei, den sonst das Aus
gebrochene verbreitet hätte, nur sei der des Vesicators viel pe
netranter, wovon sich auch B. selbst vollkommen überzeugte.
Nach mehrwöchentlicher Dauer der Eiterung verlosch allniäh-
l'ig der Geruch des Secrets und nun liess der Verf. die spani
sche Fliege langsam und mit grosser Vorsicht eingeheu. Die