Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

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I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 457 
Valcr. und CJiamom., Wismut und Zinkoxyd, Caslor. Liq. 
C. C. siicc., Oele, wie OL Cujep. und Chatnom. endlich auch 
Opium, waren nach und nach angewendet worden, hatten aber' 
das rebellische Uebel nicht beschwichtigt. Es war interessant 
in der Zeitfolge der Recepte den besonnenen und systematischen 
Gang der Cur zu übersehen. Da fand sich kein unsicheres Um- 
herirren, kein planloses Abspringen von diesem zu jenem Mit 
tel, wie es wohl nicht selten bei langwierigen Curen vorkommt, 
vielmehr waren alle durch Erfahrung bewährte Mittel in stei 
genden Gaben und sinnigen Combinationen nach und nach an 
gewendet und beharrlich fortgesetzt worden. Nur die letzte 
Vorschrift überraschte den Verf. und bewies, dass der Arzt, 
durch lange Erfolglosigkeit seines Verfahrens ermüdet, auch 
ein Mal zum ungewöhnlichen gegriffen und sein Heil in einem 
Mittel gesucht hatte, das vielleicht nie zuvor in ähnlichen 
Uebeln gegeben worden ist. Es war Phirnb. acet. alle 2 Stun 
den zu | Gr. Vermutlich war es nur allein in der Absicht 
gereicht worden, um die so hoch gesteigerte Sensibilität und 
Reizbarkeit des Magens kräftig zu deprimiren, gleichsam zu 
lähmen, nach Analogie der Wirkungen des Bleies auf die Ner 
ven überhaupt. Doch auch dieses Mittel war, wie alle übrigen, 
ganz erfolglos geblieben. Am andern Morgen sah der Verf. 
Pat. und wunderte sich nicht wenig, als er sie’wohl und mun 
ter fand. Die Pulver hatten Wunder gethan. Die Kranke 
hatte nüchtern eins genommen, dann schon Kaffee und Zwie 
back gefrühstiickt und dessen ungeachtet und gegen die Regel 
weder Brechen , noch Schmerzen gehabt. B. verordnete daher 
alle 2 Stunden ein Stück der Pulver fortzunehmen und verschob, mit 
der Zeit beschränkt, ein sorgfältiges Krankenexamen, so wie 
den Entwurf eines zweckmässigen Curplans auf den nächsten 
Tag. Doch an diesem Tage ging es noch besser und durch 
das Krankenexamfen ergab sich wenig mehr, als das was schon 
oben mitgetheilt wurde. Pat. hatte die ihr erlaubten leichten 
Speisen mit Appetit verzehrt, nicht gebrochen und gut geschla 
fen. Von den Pulvern wurde nach und nach immer seltener 
genommen, zuletzt nur Morgens und Abends eins und das Be 
finden der Frau besserte sich täglich. In der 3. Woche kehrte 
sie in ihre Wirtschaft und zu der früher gewohnten Haus 
mannskost zurück und hat seitdem nie wieder am Magenkrampf 
und Erbrechen gelitten. B. sah sie 2 Jahre später: sie war 
ganz wohl und pries die grosse Geschicklichkeit, die sich in 
den wundertätigen Brausepulvern mit Hyosc. kund gethan 
hatte. — Wie hoch, oder wie niedrig B. seine Verdienste 
bei dieser Cur anzusclilagen hatte, wusste er am besten; wie 
viel er aber auf die Wirkung des verordneten unbedeutenden 
Mittels geben sollte, war wirklich nicht leicht zu bestimmen. 
War vielleicht zu jener Zeit gerade im Körper der Frau und 
nachher in ihren äussern Verhältnissen irgend eine günstige
	        
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