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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
spannt; die Respiration gleichmässig und nickt krankhaft. Nur
zuweilen, namentlich wenn Darniausleerungen nahe waren, wur
den die Kinder unruhig und stöhnten; sonst lagen sie passiv
mit offenen, eingefallenen Augen schlaflos da, und gaben
nur zuweilen ihren Schmerz durch Schreien mit zwar schwacher,
aber nicht heiserer Stimme zu erkennen, zeigten aber nie Stö
rungen des innern Sinnes. An Mundwinkeln und Augenlidern
bemerkte man zuweilen leises Zucken, übrigens nahm man
krampfhafte Erscheinungen bis zum Tode, dem gewöhnlich
einige allgemeine Zuckungen vorausgingen, nicht wahr. Bei
diesen Zufällen steigerte sich die Passivität der Kranken augen
scheinlich. Puls und Respiration wurden immer schwächet,
langsamer; ersterer setzte kurz vor dem Tode oft aus und un
ter Zeichen der höchsten Erschöpfung trat unabwendbar der
Tod 27—30 Stunden nach Ausbruch des Uebels apopleclisch
ein. Lauwarme allgemeine Wasserbäder mit aromatischen,
krampfstillenden und spirituösen Zusätzen, ähnliche Fomentatio-
nen auf den Unterleib, aromatisch -spirituöse Waschmittel auf
Unterleib und Rückgrath, aromatisch - balsamische Einreibungen
derselben Theile und innerliche, aromatische und nervenstärkende
Nlittel konnten weder die Wutli der Krankheit mässigen, noch
die lästige Schlaflosigkeit besiegen. Innere Mittel Hessen sich
überdies des beschwerlichen Hinunterschluckens wegen nur sehr
schwer anwenden. — Die 3. dem Verf. bisher vorgekomme
nen derartigen Kranken waren Säuglinge zwischen 32—45 Ta
gen, weiblichen Geschlechts, von regelmässigem, aber gracileni
Baue, schlaffer Faser und bleichem, lymphatischem Aussehen.
Die Mütter aller 3 Kinder waren fast immer krank oder kränk
lich, besonders in der Nervensphäre angegriffen, mussten des
halb ein Schneckenleben führen, oft Arzneien nehmen und konn
ten aus physischem Unvermögen die Kinder nicht stillen. So
erzeugt wurden 2 dieser Kinder gleich nach der Geburt an Am
menbrüste, das dritte an die Zitzen einer Ziege angelegt.
Wahrscheinlich war die Ziegenmilch zu schwer liir das Kind,
es erkrankte auf die angegebene Weise am 35. Tage und starb
nach 29stündiger Dauer der Krankheit. Das eine der von Am
men ernährten Kinder konnte wahrscheinlich die Milch der
Amme, die schon 11 Monate gestillt halte, nicht assimiliren.
Es erkrankte am 32. Tage nach der Geburt und starb 27 Stun
den nach Ausbruch der Krankheit. Der 3. dem Verf. erst
kürzlich vorgekommene Fall hat das Eigene, dass die Amine
am 32. Lebenslage des Kindes ein gastrisch-rheumatisches
Fieber bekam und das Stillen bis zum 40. Tage fortsetzte,
während das Kind nebenbei zur völligen Sättigung Kuhmilch
und Fenchelthee erhielt. Am letztgenannten Tage wurde die
Amme entfernt und das Kind erhielt nun bis zum 43. Tage