Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
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derte und sich nach der 3. Woche günstig entschied, während 
die Wunde der Hand ganz einfach mit Antisepticis behandelt 
'vurde, so dass Pat. nach 4 Wochen geheilt entlassen werden 
konnte. fCasuer's Wochemchr. f. d. ges. Heilk. 1837. 
JVn 6.] " 
181. Ueber den Biss einer Katze und dessen 
Ranz verschiedene Folgen; von l)r. Tkatjtmann senior 
,n Leipzig, früher in Burgstädt bei Penig. Ein Fall eigen 
tümlicher Art, den ich der Bekanntmachung nicht ganz un- 
W’erth halte, nahm in den letzten Tagen des Septembers 1819 
•»eine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. In der, nahe bei 
Burgstädt gelegenen, sogenannten Egitzmühle in Göppersdorf 
(Amts Penig), wurde den 28. Sept. genannten Jahres der 
Müller Namens Böttger und dessen Ehefrau, gegen 7 Uhr 
Abends, als sie sich zum Essen niedersetzen wollten und eine, 
Auf der Ofenbank liegende Katze wegjagten, tim sich auf den 
Platz zu setzen, wo jene lag, zuerst die Müllerin und nach ihr 
der Mann, gebissen und gekrellt, worauf die Katze augenblick 
lich durch die eben von der Magd geöffnete Thür entsprang 
Und, wie jene Leute versicherten, nie wieder gesehen wurde. 
Die Müllerin, eine Frau von 65 Jahren, mittlerer Statur, gut 
genährt und sonst wohl und gesund, war zuerst in der Ge 
gend des Jochbogens in die Wange gebissen und an beiden 
Händen durch die Zähne und Krallen des Thieres blutrün 
stig gerissen und gekratzt worden. — Der Müller, ein Mann 
Von beinahe 69 Jahren, lang von Figur, dabei mehr hager als 
genährt, war bisher meistens gesund gewesen, hatte ein stilles, 
sittliches und für sein Alter arbeitsames Leben geführt. — Aus 
Furcht, dass die Katze doch wohl toll seyn könne, hatte man 
schnell nach mir gesendet und ich liess bei meiner Ankunft die 
Wunden, welche ich sogleich scarificirte, stark bluten und fort 
während mit warmem Wasser auswaschen, und schickte mittler 
weile nach dem Wundarzte Herrn Fischer, welcher beiden 
Kranken Schröpfköpfe auf die Wunden setzen musste. Für 
die Nacht verordnete ich, ausser einer sch weisstreibenden Po 
tion, aller 2 Stunden 1 Gr. pulv. hcib. belladonn. zu nehmen, 
streuete pulv. cantharid. in die Wunden und verband sie mit 
Vag. digestivo, dem noch pulv. cantharid. beigemischt war. 
Mit dieser Behandlung fuhr ich 6 Tage lang fort, während 
Welcher Zeit die Wunden bei beiden Patienten sich in zitm- 
Jich gute Eiterung setzten; allein am Morgen des 7. Tages 
klagte der Müller über grosse Abgeschlagenheit in den Glie- 
® er «> leichtes Frösteln, hatte eine sehr unruhige Nacht gehabt 
Un d seine Umgebungen wollten bemerkt haben, dass er sehr 
jyenig getrunken habe. Ueber diese Nachricht erschrocken, 
*J ess ich mir sogleich eine Tasse mit Wasser geben, reichte sie 
dem Kranken hin, der mir aber mit heiligem Schauder versi 
cherte: er könne nicht trinken. So war denn leider Hydro- 
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