Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

410 
II. Materia medica und Toxikologie. 
proptcr hoc hier nicht anzutasten ist. Doch zum Falle selbst: 
ein 34jähriger Schneider, sonst gesund, wenigstens ohne alle 
Brustbeschwerden, wurde im Oct. nach Erkältung von Brust 
schnupfen befallen. Er fröstelte, fühlte sich beengt auf der 
Brust und bekam olt trockenen Husten. Da er das Uebel fiir 
blossen Schnupfen hielt, auch die ersten Wochen noch arbeiten 
konnte, so glaubte er, dass die Natur das Uebel allein beseiti 
gen werde; da aber dies nicht geschah, sondern im Gegen- 
theile das Uebel fast täglich zunahm und die Kräfte abnahmeu, 
so suchte er ärztliche Hülfe. Seit Eintritt des Uebels waren 
jetzt 2 Monate verflossen und der Zustand in dem St. den 
Kranken fand, folgender. Er war bettlägerig, höchst abgeina- 
gert und so hinfällig, dass er sich nicht eine Stunde ausser 
dem Bette aufrecht erhalten konnte. Er fieberte stark, lag in 
steter Hitze und Ausdünstung, die Nachts, besonders gegen 
Morgen, zum Schweiss wurde, so dass er nicht selten in einer 
Nacht zwei Mal das Hemde wechseln musste. Arger Husten 
plagte ihn Tag und Nacht und mit mehr oder weniger Anstren 
gung warf er dabei dünnen weisslichen Schleim in grossen 
Massen aus. Als sich St. näher nach der Erkältung, von der 
Pat. das Uebel ableitete, erkundigte, erfuhr er, dass derselbe 
fast einen ganzen Nachmittag in einem kalten, zugigten Zim 
mer mit steinernem Fussboden habe stehen müssen und dass er 
sieh dadurch und zwar besonders die Fiisse erkältet habe. Frü 
her sei sein Fuss immer sehr schwitzig, warm gewesen, seit 
dem sei er aber nie wieder warm geworden und der Schweiss 
sei ganz zurückgeblieben. Neben den innern Mitteln, die er 
genommen, habe er auch mehrere Mittel angewendet, um die 
Fussschweisse wieder hervorzurufen, z. B. Senf, Meerrettig, 
grünen Wachstalfet, doch Alles sei erfolglos geblieben. Fest 
überzeugt, dass Wiederherstellung des alten Fusszustandes uner 
lässliche Bedingung zur Heilung sei, Jiess auch St. mehrere 
äussere, diesem Zustande angemessene Mittel anw enden, z. B. 
EmpJaStrum foetidum unter die Fusssohlen, Einschlagen der 
Füsse in wollene, stark mit Campher eingeriebene Tücher, Ein 
reiben des ätherischen Senföls unter die Fusssohlen etc.; doch 
wurde durch alle diese Mittel nichts erreicht: die Füsse blie 
ben trocken, kalt und der innere Zistand unverändert. — Die 
bisher angewendeten äussern Mittel waren alle reizende gewe 
sen und meist trocken angewendet worden: der Verf. beschloss 
daher nun ein Mal feucht-warme, erweichende zu benutzen. 
Indem er im Krankenzimmer über die dazn zu verwendenden 
Stoffe nachsann, brachte die Frau des Kranken Kartoffelbrei 
herein und sofort wählte er diesen zu dem anzuwendenden Cata- 
[ dasma und Hess ihn, wie folgt, gebrauchen. Es wurde ein 
lölzernes Milchfass von 14- Fuss Durchmesser und einem Rande 
von 4 Zoll Höhe ganz mit Kartoffelsrei gefüllt. In diesen 
Brei trat Pat. mit beiden Füssen bei sinem dem Gefühl ange-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.