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II. Materia medica und Toxikologie.
proptcr hoc hier nicht anzutasten ist. Doch zum Falle selbst:
ein 34jähriger Schneider, sonst gesund, wenigstens ohne alle
Brustbeschwerden, wurde im Oct. nach Erkältung von Brust
schnupfen befallen. Er fröstelte, fühlte sich beengt auf der
Brust und bekam olt trockenen Husten. Da er das Uebel fiir
blossen Schnupfen hielt, auch die ersten Wochen noch arbeiten
konnte, so glaubte er, dass die Natur das Uebel allein beseiti
gen werde; da aber dies nicht geschah, sondern im Gegen-
theile das Uebel fast täglich zunahm und die Kräfte abnahmeu,
so suchte er ärztliche Hülfe. Seit Eintritt des Uebels waren
jetzt 2 Monate verflossen und der Zustand in dem St. den
Kranken fand, folgender. Er war bettlägerig, höchst abgeina-
gert und so hinfällig, dass er sich nicht eine Stunde ausser
dem Bette aufrecht erhalten konnte. Er fieberte stark, lag in
steter Hitze und Ausdünstung, die Nachts, besonders gegen
Morgen, zum Schweiss wurde, so dass er nicht selten in einer
Nacht zwei Mal das Hemde wechseln musste. Arger Husten
plagte ihn Tag und Nacht und mit mehr oder weniger Anstren
gung warf er dabei dünnen weisslichen Schleim in grossen
Massen aus. Als sich St. näher nach der Erkältung, von der
Pat. das Uebel ableitete, erkundigte, erfuhr er, dass derselbe
fast einen ganzen Nachmittag in einem kalten, zugigten Zim
mer mit steinernem Fussboden habe stehen müssen und dass er
sieh dadurch und zwar besonders die Fiisse erkältet habe. Frü
her sei sein Fuss immer sehr schwitzig, warm gewesen, seit
dem sei er aber nie wieder warm geworden und der Schweiss
sei ganz zurückgeblieben. Neben den innern Mitteln, die er
genommen, habe er auch mehrere Mittel angewendet, um die
Fussschweisse wieder hervorzurufen, z. B. Senf, Meerrettig,
grünen Wachstalfet, doch Alles sei erfolglos geblieben. Fest
überzeugt, dass Wiederherstellung des alten Fusszustandes uner
lässliche Bedingung zur Heilung sei, Jiess auch St. mehrere
äussere, diesem Zustande angemessene Mittel anw enden, z. B.
EmpJaStrum foetidum unter die Fusssohlen, Einschlagen der
Füsse in wollene, stark mit Campher eingeriebene Tücher, Ein
reiben des ätherischen Senföls unter die Fusssohlen etc.; doch
wurde durch alle diese Mittel nichts erreicht: die Füsse blie
ben trocken, kalt und der innere Zistand unverändert. — Die
bisher angewendeten äussern Mittel waren alle reizende gewe
sen und meist trocken angewendet worden: der Verf. beschloss
daher nun ein Mal feucht-warme, erweichende zu benutzen.
Indem er im Krankenzimmer über die dazn zu verwendenden
Stoffe nachsann, brachte die Frau des Kranken Kartoffelbrei
herein und sofort wählte er diesen zu dem anzuwendenden Cata-
[ dasma und Hess ihn, wie folgt, gebrauchen. Es wurde ein
lölzernes Milchfass von 14- Fuss Durchmesser und einem Rande
von 4 Zoll Höhe ganz mit Kartoffelsrei gefüllt. In diesen
Brei trat Pat. mit beiden Füssen bei sinem dem Gefühl ange-