Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 393 
Dies ist ein wahres Gallenfieber mit secundären Lungenleiden, 
d. h. mit Ueberfülhmg der Lungenzellen mit vielem venösen 
gallereichen Blute. Es ist gleichsam Plethora jtülmon. biliosa 
zugegen. Die Kranken haben erschwerten Athem und drückende, 
beängstigende Schmerzen in der Brust. Husten und Auswurf 
mit wirklichen Blutstreifen sind selten. Der in der Kegel leicht 
von Statten gehende Auswurf hat zähe, candisartige, ins Braun 
gelbe spielende Beschaffenheit und bitterlichen Geschmack. Der 
Frost ist heftig, anhaltend, die darauf folgende Hitze stark, 
die Haut brennend heiss, Unruhe und Durst gross, letz 
terer nach säuerlichen Getränken gerichtet, die man ohne 
Bedenken geben darf, die anfangs gelbe Zunge wird im 
mer brauner, die Unterlippe zittert, es| stellt sich Nei 
gung zum Erbrechen und wirkliches Erbrechen von Galle ein. 
Icterische Hautfärbung, quälender Schmerz, Druck und Opple- 
tion in Magen - und Lebergegend und dunkelrother Harn mit 
bräunlichen Gallenpigmenten sind fast immer zugegen. Das 
Blut aus der Ader enthält viel grünes Blutwasser und hat in 
der Regel eine oft 2— 3 Linien starke, graulichgelbe Entzün 
dungshaut. Die Brusterscheinungen werden durch Aderlässe 
durchaus nicht beseitigt. Die Wangen sind hochrot!), die Ge- 
sichtsziige characteristisch und eigenthiimlich, die Augen glän 
zend, funkelnd und wie in TJiränen schwimmend, der Puls be 
schleunigt, wellenförmig, zuweilen sehr voll, hart und gespannt, 
in der Mehrzahl der Fälle bei bevorstehender Krisis durch 
Haut oder Nieren aussetzend. Bisweilen sind Delirien zugegen, 
die St oll Deliria ex saburra nennt und die auf einmal ver 
schwinden, wenn der Turgor biliosus durch ausleerende Mittel 
entfernt worden ist. Der Typus des Fiebers ist auffallend re- 
mittirend und die Brustaffection nimmt gewöhnlich gegen Abend 
zu. Häufig tritt zwischen dem 7. und 9. Tage der Tod in 
Felge von Lungenlähmnng ohne Rücksicht auf gute oder 
schlechte Consitution ein, wenn frühzeitig Brechmittel versäumt 
wurden. Die Prognose ist im Allgemeinen gut, wenn man den 
Arzt zeitig ruft und dieser das Uebel sogleich erkennt. Viel 
mals ist es nöthig, dass man mit Berücksichtigung des Kran 
ken dem Brechmittel einen Aderlass von 10 —15 Unzen vor 
ausschickt. Nächstdem nützen zweckmässige Diät, gekochtes 
Obst, Tamarinden und Preiselbeeren. Gewöhnlich tritt diese 
Pneumonia biliosa im Sommer bei trockner, heisser Witterung 
ein und kommt zur Zeit der Heuernte oft unter den Landleu 
ten vor. — 2) Pleuritis biliosa rheumalica. Dabei sind ent 
weder Intercostalmuskeln, Rippen- oder Lungenfell rheumatisch 
ergriffen. Je nach der Affection dieser Theiie äussern sich die 
Schmerzen bald mehr nach hinten, bald auf einer der beiden 
Seiten, bald mehr nach vorn. Mit diesen rheumatischen Er 
scheinungen sind neue biliöse complicirt, nur sind letztere nicht 
so ausgeprägt, weshalb man diese Form häufig für Pleuritis
	        
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