Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

I. Pathologie, Therapie und inedicinische Klinik. 391 
viduelle Körperbeschaffenheit und epidemische Krankheitsconsli- 
tution Rücksicht zu nehmen, lehreil nachstellende 3 Fälle: 
!• Im Nov. 1835 wurde B. zu einer Frau gerufen, die schon 
mehrere Tage von einem Landarzte, der das Uebel fiir gewöhn 
liche Pleuritis hielt, behandelt worden w ar. Mehrmalige Ader 
lässe und eine 3 Mal wiederholte Mixt, nitrosa blieben ohne 
Erfolg. Der Yerf. kannte Pat. genau, weil er sie schon 1832 
i in einer Epidemie gastrisch-nervöser Fieber an Pleuritis biliosa 
behandelt hatte. Sie hatte eine ausgebildete venös - atrabilari- 
sehe Constitution, befand sich aber seitdem, ganz w ohl und ge 
sund. Die Ursache zum jetzigen Erkranken lag einerseits in 
der herbstlichen zu gastrisch - rheumatischen Uebeln disponiren- 
den Witterung, der sich Pat. bei Beschäftigung auf dem freien 
Felde längere Zeit ausgesetzt hatte, andererseits in Anlage zur 
Polycholie, die in der letzten Zeit durch Alfecte genährt wurde. 
Die Krankheit begann mit starkem Schüttelfröste, Hitze, Uebel- 
keit und grosser Präcordialangst. Am andern Tage stellte sich 
heftiges Seitenstechen ein, das mit Husten und rothbrauneiu 
Ausw urfe begleitet war. B. traf Pat. in grosser SchvVäche an. 
Es war zwar erst der 6. Tag der Krankheit, doch gab sich 
leider schon das neuroparalytische Stadium durch sehr bedenk 
liche Symptome zu erkennen. Der Puls war voll, wellenför 
mig, schnell, die Haut heiss, der Harn rothbraun, Magen- und 
Lebergegend aufgetrieben, schmerzhaft, der Durst heftig und 
das Gesicht icterisch. Der Verf. erkannte das Uebel so 
gleich für Pleuritis biliosa rhcumalica, hielt es aber nicht 
mehr für rathsam ein Brechmittel zu geben, sondern rieth die 
bisher genommene Salpetermixtur wegzulassen und dafür Sal 
miakemulsion mit kleinen Gaben Tart. einet, zu reichen, von 3 
zu 3 Stunden Doversche Pulver zu geben und ein Blasenpflaster 
auf die Brust mit ableitenden Hautreizen zu legen. Die Ge 
fahr war aber zu augenscheinlich, als dass man hätte erwünsch 
ten Erfolg erwarten dürfen und schon am 9. Tage der Krank 
heit erfolgte der Tod. — Wenige Tage darauf wurde B. zu 
einem Tischler gerufen. Pat., ein 38jähriger Mann von venö 
ser Constitution, lag ebenfalls schon mehrere Tage krank. Ein 
Wundarzt, der-das Uebel für gewöhnliches Seitenstechfieber 
hielt, liess zur Ader, worauf aber nicht die mindeste Erleichte 
rung eintrat. Die Symptome waren fast dieselben, wie bei der 
erwähnten Kranken und der Husten war auch mit braunröthli- 
chem Auswurfe begleitet gewesen. B. fand den Auswurf zäh, 
in Fäden ziehbar und so aussehend, als wäre brauner Candis- 
zucker in Wasser aufgelöst worden. Auch hier fanden sich 
schon Vorboten des nervösen Zeitraums. Doch entschloss er 
sich zur Verabreichung eines Brechmittels mit Salmiak. Zu 
gleich legte er ein grosses Blasenpflaster auf die Brust. Pat. 
erbrach viel Galle und verlor durch Husten eine Menge jener 
fothbräunlichen Sputa, die später auf einige Calomelpiilver wie-
	        
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