I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 387
unerfreulicher. Denn wenn man auch mit Sicherheit anneh-
nien konnte, dass die Ursache dieses Uebels in der roh empi
rischen Behandlung; des Kopfausschlages, und die verheerende
Ausdehnung desselben in der falschen Behandlung beim Beginne
des Halsleidens zu Suchen war, so war es doch gewiss, dass
durch Vereiterung der Epiglottis und des obern Theiles der
rechten Wand des Kehlkopfes die .Stimme auf immer verloren,
und dass bei der grossen Ausdehnung der Eiterung eine völlige
Zerstörung des Kehlkopfes und ein Ueberschreiten derselben an
die Luftröhre, somit also Lebensgefahr zu fürchten sei. Konnte
es auch der Kunst gelingen der Eiterung Granzen zu setzen,
Mas verbürgte eine glückliche Ausrottung der im Innern des
Oi ganismus heillos wuchernden Wurzel der Krankheit? Doch
auch hier zeigte sich die heilende Kraft der Natur in ihrem
glänzendsten Lichte. Ich Mahlte um den ersten Zweck zuvör
derst zu erreichen, die aqua chlorinica zu örtlichem und inner
lichem Gebrauch; und zwar zu letzterm in Verbindung mit
Schleim, aqua Laurocer. und Saft (Aqu. chlor, und Mucil.
Gumm. arab. aa. 5/?. Aqu. Laurocer. 5ij. Aqu. destill. 51'ij.
Sijr. s. s. 5J.) eine vielleicht Manchem auffallende Verbindung,
deren heilsame Wirklingen jedoch sich mir schon in vielen Fällen
von Eiterungszuständeu der Hals-, Brust- und Unterleibsorgane
beurkundet hatten, ■ Zur möglichen Erfüllung des andern Zwe
ckes : die Natur zur kritischen Zurückführung des Krankheils-
stofles auf die Haut zu veranlassen, wählte ich das Fontanell.
Der Erfolg rechtfertigte die Wahl der Mittel in so fern, als
bei deren Monate lang fortgesetztem Gebrauch die Absonderung
des zähen Eiters sich beschränkte, und die entzündliche Fär
bung der Theile sich verminderte; jedoch erstreckte sich diese
Mohlthätige Wirkung bloss auf diejenige Zeit allein, während
welcher - fleissig damit fortgefahren wurde; setzte die Pat. da
mit aus, wie es wohl bisweilen geschah, so verschlimmerten
sich die Leiden sogleich, und zu einer Vernarbung sah man
keine Anstalten. Das Fontanell entwickelte seine Wirkung in
einem wenig befriedigenden Grade und ich musste mir so ge
stehen, dass ich bloss palliative Hülfe leistete. Sehr zufrieden
musste man indessen seyn, dass die Zerstörung nicht weiter
um sich griff. Der Schwefel, einige Male dazwischen gereicht,
brachte eben so wenig eine günstige, britische Veränderung
ltervor, als die längere Zeit fortgereichten Holztränke. Am be
sten befand sich die Frau immer bei dem Gebrauche der oben
bezeichneten Mischung, zu welchem demgemäss immer wieder
zurückgekehrt werden musste. Mittlerweile war die Frau wie
der schwanger geworden, und gebar zur rechten Zeit ein w - ohl-
gebildetes, gesundes Kind. Kurz nach der Entbindung entstan
den unterhalb der Achselgegend, und sich ausbreitend auf die
Schulter und Brust der rechten Seite kleine Bläschen in Grup
pen von der Ausbreitung eiues Zolles in der Länge und £ Zol-
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