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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
folge wieder Ausscheidung durch die Uterinalwege erwartet
hätte, schien eine stürmische Crise bevorzustehen, doch Schwei-
Sen der noch kurz vorher aufgeregten Genitalien schien auf völ-
hgen Metaschematismus, wenn nicht gar auf materielle Wande-
rung des Rrankheit-Productes hinzuweisen. Dieser unglückliche
Pall trat auch ein. Unter Steigerung sämmtlicher Symptome
Jvar bei der, der Erschöpfung nahen Frau Erbrechen von unend
licher Masse der verschiedensten häutigen Concretionen mit Blut
Und Eiter eingetreten, das nach einzelnen Wiederholungen den
Pittziindungsheerd zu beseitigen, Anschwellung und Härte da
selbst zu schmelzen und alle weitern stürmischen Zufälle zu
entfernen vermochte.. Diese pathologische Secretion hatte alle
Zeichen der Crise, beurkundete aber durch ihren pathogene
tischen Character, dass sie eine verirrte, einem andern Organe
zur Ausstossung übergebene Entscheidung sei. Denn nacli An
sicht mehrerer Aerzte mussten die häutigen Productionen als
mit den frühem durch den Uterus ausgestossenen für identisch
e rklärt werden, die aber nicht den Character von Pseudomem-
hranen, nicht den in seiner Bildung potenzirten Faserstoff allein
zeigten, sondern zu deutlich das Gepräge selbstständiger, dem
Chorion in der Bildung am nächsten stehender Membranen-
üildung nachwiesen. — In dieser Zeit beobachtete der Verf.
zuerst die Kranke selbst, und zwar mit um so grösserem In
teresse, als er durch Berathung des Dr. Malfatti in Wien
auf diese damals unter den Aerzten Berlins allgemeines Aul
aehen machende Pat. aufmerksam gemacht worden, und später
mit Malfatti deshalb in schriftliche Communication getreten
'"ar. Die Kranke war damals wechselnd ausser Bette, sie sah
Z'var sehr leidend und herabgekommen aus, doch fieberte sie
•Hebt beständig und nur wenn wieder eine neue Explosion be-
v orstand, war tieferes Krankheitsgefühl, deutlicher ausgesproche
nes Fieber und durch Schmerzen sich kund gebende Affection
der obern Bauchgegend zu erkennen. Die Secretionen waren
mehr oder weniger normal, die Stuhlentleerung allein mehr
flüssig, die Periode ergoss sparsam mehr verkohltes Blut, und
die Verdauung ging zwar langsam und etwas lästiger vor sich,
musste aber doch zeitweise nur auf Genuss weicher, animali
scher Stolle beschränkt werden. Festere, compactere Nahrung
konnte Pat. nicht verdauen, und lange lebte sie ausschliesslich
J'mi kuhwarmer Milch und Kaviar, welchen letztem sie reich
lich als sehr restaurirendes Nahrungsmittel vertrug. Wieder
holte innere und äussere Untersuchung ergab nichts Abnormes
v on Bedeutung, und weder Leber- und Magengegend, noch die
^enitalien wiesen durch Untersuchung erkennbare Formverän
derung nach. Nur wenn die Zeit der periodischen Ausschei
dung herannahte, was alle 10 — 12 Wochen geschah, bemerkte
man einen Cyclus von Erscheinungen, die den Genitalien zu
entkeimen, in einigen Wochen in bestimmter Richtung nach