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III. Chirurgie und Ophthalmologie.
starke Blutung, die sich leicht wiederholen konnte, veranlasst«
W. eine Ligatur und einen den Fuss fixirenden Verband anzu
legen. Nach 48 Stunden wurde letzterer abgenommen, um die
Vene untersuchen zu können, denn W. hält die Ligatur für
einen fremden Beiz, der, wenn er länger, als nöthig, anhält,
leicht Phlebitis veranlassen kann. Hat daher die Ligatur ihren
Zweck: Blutpfropfe zu bilden, erreicht, so muss man sie ent
fernen. W. schnitt die Vene, die noch mit einem beträchtli-
c hen Stücke bloss lag, unterhalb der Ligatur ab. Sie war von
festem, rothem Gerinsel verschlossen und Druck auf die Umge
bung entleerte kein Blut. Der abgeschnittene' Theil zeigte ent
zündete Venenhäute und einen mit der innern Haut verwachse
nen Blutpfropf. — Man sollte die Ligaturen der Venen nur
mit einfachem Knoten schliessen, damit man sie nach 24—36
Stunden leicht wieder entfernen könnte. [Hamb. Zeitschr. f.
<{. ges. Medic. Bd. III. HJt. 3. nach: India Journ. oj Med.
Science, Calcutta, nach dem Amer. Journ. Febr. 1836.]
148. Geschichte eines geheilten Psoasabsces-
ses; vom Kreischirurg Khanefuss in Harsewinkel. Eine 22-
jährige Frau von hohem regelmässigen Wüchse, kräftiger Con
stitution und sanguinischem Temperamente war von Jugend auf
zu inflammatorischen Krankheiten geneigt und musste ihrer Voll
blütigkeit wegen häufig Ader lassen. Im April 1834 wurde
ste zuerst schwanger und hatte bis zur Niederkunft am 29. Jan.
1835 nicht wenig von Vollblütigkeit und übergrosser Reizbar
keit des Nervensystems zu leiden. Zudem verschlimmerten
sich die Hämorrhoiden, an denen sie schon von Kindheit gelit
ten. Die aus diesen Zuständen resultirenden und während der
Schwangerschaft wechselnd sich äussernden Zufälle waren: hef
tiges Herzklopfen, Brustbeklemmung, klonische Krämpfe, hart
näckige Verstopfung mit heftigen Schmerzen in der Kreuzge
gend, worauf heftige Diarrhöe folgte, unnennbare Angst in den
Präcordien etc. — Man w endete dagegen nach den Umständen
Aderlässe, Blutegel an dem After, Brausepulver und auflösende
und gelind abführende Mittel, wie: Gramen, Tarax., Kali
ucet., Kali tartaric. etc., so wie Antispasmodica an, wodurch
diese Zufälle immer wieder beseitigt wurden und die Schwan
gere ein erträgliches Befinden bekam. Als Zufall eigener Art
muss ein eigenthümliches, nur Nachts sich einstellendes Delirium
bemerkt werden. Dies hielt gewöhnlich 4- — 4 Stunden an und
Pat. war dann sehr heiter und redselig und überaus reich an
Ideen aller Art. Wider Gew ohnheit sprach sie dann mit gröss
ter Geläufigkeit hochdeutsch, machte Verse, recitirte mit bewun
derungswürdiger Gewandtheit ganze Stellen aus poetischen Wer
ken, kurz alle Geisteskräfte w aren in Exaltation, die man gese
hen haben muss, um sich deutliche Vorstellung von ihr machen
zu können. In der letzten Zeit der Schwangerschaft klagte die
b tau über Schmerz in der rechten Seite des Beckens und konnte