334 I. Pathologie, Therapie und niedicinische Klinik.
hen einzelne Glieder ab, fast immer stösst er grossere Partieen
ab. Er findet sich vorzüglich in der italienischen Schweiz,
Frankreich und einigen Theilen von Russland, Polen und Lief-
land. Die T. mcvibranacea kommt nur in Schweden vor und
scheint von schlechter Ernährung gebildet. Maier in Ulm will
in einem und demselben Individuum beide Species, T. solium
und T. lata, beobachtet haben, was den Erfahrungen der vor
züglichsten Helminthologen widerspricht. — Was die Diagnose
und die characteristischen Zeichen der T. solium anlangt, so
ist die Diagnose dieser Krankheit in ihren proteusähnlichen Ge
staltungen oft sehr schwierig. Den allein sichern Beweis vom
■Vorhandensein der Taenia giebt, wie bekannt, bloss der Ab
gang einzelner Bandwurmglieder. Diese Glieder sind 4eckigt
stumpf, ungefähr £ Z. breit und 4 Z. lang und gleichen den
Kürbiskörnern. Gew öhnlich bemerkt man sie beim Abgang der
Excremente, oft aber fallen sie auch ohne Stuhlgang zum Alter
heraus in die Beinkleider. An manchen dieser Glieder bemerkt
man noch einige Zeit Leben und Bewegung, andere dagegen
sind todt und schon halb verfault. Es rührt dies vom Alter
des (Wurmes her. Ist derselbe gehörig ausgewachsen, so sind
die abgehenden Glieder meist todt; bei jüngern nicht ganz aus
gewachsenen dagegen sind sie lebendig, und gehen meist nur
auf gewisse, der Taenia besonders widrige Speisen ab, z. B.
auf Sauerkraut, Hering, Schinken, Meerrettig etc. Wicht weni
ger häufig ist der Abgang von Gliedern zu gewissen Perioden,
z. B. im März, Juni, Juli und August. Siemerling glaubt,
dass die Taenia in diesen Monaten wirklich erkranke. Die
Krankheit soll in kleinen Geschwüren bestehen, wodurch ein
zelne Glieder den Zusammenhang verlören. Wahrscheinlich
wären dann die abg-ehenden Glieder alle todt, was aber nicht
der Fall ist. Der Wahrheit näher scheint man zu kommen,
wenn man diesen häufigen Abgang einzelner Glieder der Tae
nia als einem Abdominalbewohner denjenigen Einflüssen zu
schreibt, die im Frühlinge und Sommer Prävalenz der Abdomi
nalorgane und Krankheiten der Chylopoese herbeiführen. Die
übrige Zahl der meist consensuellen Symptome ist sehr gross.
Ziemlich constant jedoch ist 2) Gefühl eines drückenden, oft
krappelnden Körpers iin Uuterleibe, der von Zeit zu Zeit sich
nach oben oder unten bewegt, manchmal verbunden mit Zw icken,
Nagen oder Beissen. Die Kranken bemerken dies Gefühl be
sonders dann, wenn sie sich schnellem Wechsel der Tempera
tur aussetzen. Weitere Symptome, die in ihrem Auftreten selbst
bei einem und demselben Individuum viel Wandelbares haben,
sind: 3) drückender Schmerz in der Stirngegend; 4) Aliena-
tion des Sehvermögens, Funken vor den Augen und Halb- oder
Doppeltsehen der Gegenstände, wie durch Nebel oder Flor.
Das Auge ist trübe und man sieht einen blauen Bing um das
selbe. Die Pupille ist erweitert und Pat. bemerkt an den Ge-