Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

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II. Matena medica und Toxikologie. 
8. Merkwürdige Wirkung des Kreosots; von 
Dr. BoTTMAifsr zu Vietz. (Aus amtl. Berichte.) Eine alte, 
I wohlbeleibte Frau in den 70 er Jahren litt schon lange an Über 
baus starkem Oedem beider Unterschenkel, wodurch das Gehen 
unmöglich wurde. Dabei hatte sie Tag und Nacht reissende 
Schmerzen in den Fiissen und unregelmäsige, mitunter recht 
heftige Fieberanfälle. Appetit, Verdauung und Ausleerung wa 
ren ungestört. B. hatte schon mancherlei innere und äussere Mit 
tel erfolglos gegeben, als er endlich versuchsweise Kreosot Um 
schlagen liess. Die Wirkung war auffallend. Ohne dass er 
* bei der sorgsamsten Beobachtung ein erklärendes Symptom be 
merkte, trocknete die Geschwulst der Fiisse förmlich ein und 
, fiel bald so zusammen, dass die Fiisse in dem Maasse dünn 
wurden, als sie vorher dick und angeschwollen waren. Innere 
Störungen entstanden dadurch nicht im Geringsten, vielmehr 
befand sich die alte Frau besser und gesunder als lange vorher. 
jAuch die oft wiederkehrenden Fieberanfäile traten nicht von 
Neuem auf. [3Ied. Zeit. v. Vereine f. Heilk. in Pr. 1830. 
Nr. 49.] 
9. Restauration zweier alten Medicam ente; 
vom Kreisphys. Dr. Beckeii in Mühlhausen. Wie dankbar 
auch die Fortschritte der Chemie anzuerkennen sind, so ist 
doch auch gewiss, dass der Arzt ein anderes Interesse bei der 
Arznei hat, als der Chemiker und Letzterem als Nebensache 
erscheinen kann, was Ersterein gerade Hauptsache ist. Darum 
ist es an der Zeit, dass die Aerzte sich der Arzneien wieder 
annehmen, um dem Chemiker sagen zu können, was sie brau 
chen und was sie wollen und dieser wird bei der jetzigen ho 
hen Ausbildung der Chemie die Schwierigkeiten zu überwinden 
wissen, um dem Bedürfnisse abzuhelfen. So Hand in Hand 
werden beide Wissenschaften sich gegenseitig unterstützen, be 
reichern und ehren. Der Verf. erinnert nur an 2 Mittel, von 
denen man das eine nicht echt und das andere gar nicht mehr hat 
und denkt später noch mehr zu geben. 1) Oleum animale 
Dippelii. Dippel beschreibt es als ein Oel von angeneh 
mem gewürzhafiem Geschmacke und durchdringendem Gerüche. 
Er destillirte das Thieröl ohne allen Zusatz so oft, bis kein 
schwarzer Rückstand mehr blieb, wozu wenigstens 15 Destilla 
tionen nöthig waren. Nach seiner Erfahrung stillte es Schmer 
zen und Krämpfe und machte Schlafe Er gab es gegen Wech 
selfieber vor dem Anfalle bei leerem Magen zu 30 — 40 Tropfen; 
die Kranken schliefen danach oft 15 Stunden ganz sanft mit 
blühendem, frischem Gesichte und das Fieber blieb aus. Ein 
von den fürchterlichsten Convulsionen herumgeworfener Mensch 
schlief danach 30 Stunden und fühlte sich nach dem Erwachen 
ganz wohl. Gleich wirksam fand Dippel das Mittel bei Gicld 
und Podagra. Friedrich Hoff mann machte nur 12 Destil* 
Iationen und erhielt ein Oel von lieblichem Gerüche und durch- 
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