I. Pathologie, Therapie und inedicinische Klinik. &23
ordentlich zu befriedigen, das Einreiben der Salbe erleichtert.
Hierauf begiebt sich der Kranke zu Bett und wickelt sich der-
maassen in eine wollene Decke, dass blos Gesicht und Kopf
entblösst bleiben und also alle eingeriebene Theile des Körpers
Von Wolle umgeben sind. Hierauf entsteht in der eingeriebe-
* nen Haut ein Brennen, wozu sich ein profuser Schweiss ge
sellt, der die 36 Stunden der Cur anhält. Der Durst, der ge
wöhnlich arg ist, wurde durch Wasser gestillt; zum Essen be
kamen die Pat. blos dünne Suppen und Thee mit Weissbrot;
den Harn mussten sie im Bette und ohne dabei entblösst zu
'Verden, lassen. Diese Schwitzparthie wurde von den Meisten
ohne sonderliche Klage ertragen und dadurch, dass ich 2 Nächte
nnd nur 1 Tag in den Zeitraum zog, ohne Zweifel erträgli
cher gemacht. Die erwähnte Aufwärterin klagte über Brust
beklemmung und Angst, so dass ich Tart. depurat. mit Zucker
zu geben, mich veranlasst fand. Der Puls war bei ihr, wie
auch bei den übrigen Pat., wogend und aufgeregt, aber kei
neswegs fieberhaft. Dasselbe Mittel erleichterte bei einem an
dern Pat. auch den entstandenen Kopfschmerz. Eben so wenig
greift die Schwitzcur sonderlich an und die Meisten der er
wähnten Pat. vermochten unmittelbar nachher ihrem Berufe wie-
* der Folge zu leisten. — Gleich nach dem ersten Aufstehen
des Pat. liess ich ihn ein mit grüner Seife bereitetes lauwar-
, n| es Bad nehmen, oder, avo dies nicht anging, vermittelst jener
Seife am ganzen Körper vorsichtig abwaschen und sorgfältig
reinigen, und alsdann reine Wäsche und Kleider anlegen. Bei
der dabei angestellten Untersuchung fanden sich niemals noch
Krätzblüthen; aber das Oberhäutchen war abgestorben, oder
im Absterben noch begriffen, gleichsam verbrannt. Man sah
os daher stellenweis stark geröthet und brennend, theils tro
cken und schäbig, und in den nächsten Tagen fiel es in Schup
pen ab. Bisweilen hatte das Erythem zugleich kleine Schrun
den , welche schmerzten und sich flechtenartig gestalteten. Sol
che Stellen erhielten sich dann 4 — 6 Tage und schienen Wa
schungen mit deinulcirenden Mitteln zu weichen. Nach längerer
Zeit blieben bei Einigen meiner Kranken, vorzüglich an den
Händen, feuchte BHithchen zurück, welche mit Krätzblüthchen
die grösste Aehnlichkeit hatten, aber weder juckten, noch sich
'Veiter verbreiteten. Ihr erstes Erscheinen hielt ich für noch
oicht ganz getilgte Krätze und liess deshalb Morgens und
-Abends noch etwas von der Krätzsalbe einreiben. Allein bei
fernerer Beobachtung überzeugte ich mich, dass es Psydracien,
h. kleihe Hautdrüsen waren, welche durch die gewaltige
Heizung der Haut vermittelst der eingeriebenen Krätzsalbe in
einen Zustand von Entzündung gesetzt worden, und begnügte
"'ich dem Gebrauche milder Waschungen von Kleienwasser,
Alilch u. dergl., wobei das Uebel in allen Fällen verschwand.
~~ Oben angegebene Quantität Krätzsalbe war zur Heilung des
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