Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

316 IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
selten wurde der Harn verhalten, der abgehende war meistens 
roth und er setzte einen eiterähnlichen Bodensatz ab; die Darm 
ausleerungen Maren flüssig; die Milch in den Brüsten vermin 
derte sich auffallend, war wässrig, geronnen und verursachte 
den Säuglingen häufig Kolikschmerzen und .Abweichen. Die 
ursächlichen Momente, die grössere und geringere Ausbreitung 
der ergriffenen Venen und die individuelle Körperbeschaffenheit 
der Wöchnerinnen schienen die Dauer und den Ausgang dieses 
Stadiums zu bestimmen. Unter günstigen Umständen sah man 
den eiterartigen Lochienfluss, die vermehrte Milch- und Harn 
absonderung, die allgemeinen Schweisse und die flüssigen Stuhl 
gänge als wahrhaft kritische Erscheinungen, unter welchen das 
Fieber vom 7.—14. Tage nach dem Frostanfalle allmählig ver 
schwand und die Krankheit langsam in Genesung überging. In 
den, bei Weitem häufigem, unglücklichen Fällen ging die 
Krankheit nach 3 — 4tägiger Dauer dieses Stadiums in das 
dritte über, und es erfolgte ein neuer Frostanfall, der oft stun 
denlang in seiner Heftigkeit anhielt und auch wohl repetirte; hier 
auf verbreitete sich brennende Hitze; die Haut war bald trocken, 
bald mit klebrigem, übelriechendem Schweisse stark bedeckt und 
oft frieselig. Die übrigen Zufälle des 3. Stadiums waren: grosse 
Hinfälligkeit und Schwäche des ganzen Körpers, auffallend ent 
stellte Gesichtszüge, Schwindel, Ohrensausen, zitternde Stimme, 
stete Angst und Unruhe, Schlaflosigkeit, erschwertes Athmen, 
zeitweilige Delirien, unlöschbarer Durst und sehnliches Ver 
langen nach Wein; kleiner, weicher, zuweilen aussetzender, 
sehr beschleunigter Puls, gänzliches Verschwinden der Milch, 
Welkwerden der Brüste, trockene Zunge, zuweilen grünes, 
scharfes Erbrechen , meteoristische Auftreibung des Unterleibes, 
wozu sich im weitern Verlaufe schneidende, stechende und 
brennende Schmerzen mit sichtbarer Fluctuation in der Bauch 
höhle einstellten; erschöpfende, flüssige Stuhlgänge, schnell um 
sich greifende, missfarbige Geschwüre in der Mutterscheide und 
an den äussern Genitalien, dünner, scharfer, stinkender und 
missfarbiger Wochenfluss; metastatische, schmerzhafte Geschwül 
ste auf dem Handrücken, an der äussern Fläche des Vorder 
armes oder im Ellenbogen, am Oberarme, auf dem Brustblatte, 
in der Gegend des Kreuzbeins, am Ober- und Unterschenkel 
(phlegmasia alba dolens); metastatische Ablagerungen in den 
Brustorganen, grosse Athmungsbeschwerden, Husten, eitriger 
Auswurf, Parotitis, Entzündung und schnelle Zerstörung eines 
oder beider Augäpfel u. s. w., endlich Pulslosigkeit, eiskalter 
Schweiss, Bewusstlosigkeit und der Tod, der zwischen dem 
7.—11. Tage der Krankheit eintrat: nur Wenige gingen aus 
diesem Zeiträume in eine langwierige Genesung über und star 
ben zuweilen noch am Zehrfieber. —-- Leichenbefund: die 
Gebärmutter grösser, als sie in dieser Periode nach der Geburt 
seyu sollte; ihre Höhle bald mit einem miss farbigen, schleim-
	        
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