304 III. Chirurgie lind Ophthalmologie.
wohl aber am Tarsalrande vom innern Winkel an bis gegen
ihre Mitte verbrannt und von der Oberhaut entblösst, da der
Vater bei Wegnahme des Bleies wohl auch die Blasen geöff
net hatte. Die Bindehaut auf der innern Hälfte des Bulbus
war chemotisch aufgewulstet und am Rande der Cornea, zuni
Theil auf derselben, glaubte S. eine Brandblase zu sehen. 72
Stunden hindurch fortgesetzte kalte Umschläge beugten allen
Uebeln vor. Die traumatische Reizung war sehr unbedeutend
und ein schwaches Bleiwasser genügte, ein auf der Sclerotica
und Hornhaut an der Stelle der Brandblase entstandenes flaches
Geschwür zu heilen. Es hinterliess nur einen leichten Nebel
fleck. Nach 14 Tagen wurde der Knabe entlassen, da für das
Gesicht gar nichts mehr zu fürchten war und nur die Tarsai
ränder der Lider, die übrigens in der ganzen Zeit keine Ge
neigtheit zur Verwachsung gezeigt hatten, nur noch wenig
eiterten. Doch schon nach 2 Tagen kehrte Pat. mit einen»
Ancyloblepharon zurück; noch nach so langer Zeit hatten sich
nämlich die Lider etwa in der Hälfte der ganzen Augenspalte
fest vereinigt. Bei der sehr ungünstigen Aussicht, welche die
blutige Trennung bei den normwidrigen Verwachsungen bietet
und bei Unzuverlässigkeit der die Wiedervereinigung verhüten
sollenden Mittel, beim Ancyloblepharon insbesondere, schlug S.
einem andern Weg ein, den er, da das Resultat das erwünsch
teste war, zur Prüfung und Nachshmung empfiehlt. Nachdem
er das Lid möglichst vom Bulbus entfernt hatte, führte er eine
mit seidenem Faden versehene feine, krumme Heftnadel zwi
schen Lid und Bulbus ein, schob diese möglichst vor und
durchstiess das Lid zwischen den beiden verwachsenen Tarsai
rändern, von innen nach aussen, ungefähr in der Mitte der feh
lerhaften Concretion, die nur durch eine Ansa gefasst war. Mit
Hülfe derselben konnten die Lider noch mehr vom Bulbus ent
fernt werden und es gelang eine zweite Nadel, dem Austich-
punte der ersten ganz nahe, ven aussen nach innen durchzustos-
sen und im innern Winkel, wo über der Thränencarunkel noch
eine kleine, nicht verwachsene Stelle war, herauszuführen,
ohne das Auge im mindesten zu beleidigen. So konnte S. die
ganze Verwachsung in 2 Ligaturen fassen, die nun möglichst
fest zugezogen w urden. Dies geschah ohne besonderes Schmerz
gefühl und die Ligaturen reizten den Bulbus gar nicht. An»
3. Morgen war die Durchschneidung gelungen und es zeigte
sich nicht die geringste Neigung zur Wiedervereinigung, ohne
dass weiter etwas dagegen gelhan wurde, [f. -Ammon's Zeit-
sehr. f. Ophthalmologie. Bd. K. Hft. 1.]
126. T el an gie ct asia Conjunctivae oculi et
palpehrae; vom Prof. Br. v. Ammon in Dresden. Die
Telangiectasie der Conjunctiva des Auges kommt sehr selten
vor. Ein Fall der Art ist nachfolgender: ein jetzt 14jähriges
Mädchen hat nach eigener und der Mutter Aussage ein kleines,