286 II. Matena medica und Toxikologie.
und später Morphium aceticum gegeben wurden. Bei fort
dauerndem Bewusstsein stellien sieb diese periodischen Anfälle
von Trismus und Oppression der Brust, die jedes Mal auf einige
Minuten wieder nacbliessen, immer häutiger und stärker ein
und breiteten sich bald auf die andern Regionen des Körpers
aus und plötzlich wurde Pat. von heftigem Zusammenlähren und
stossweisem Erschüttern durch den ganzen Körper befallen, dem
nach kurzer Pause ein tetanischer Anfall in opisthotonischer
Form folgte, bei dem der Körper, ohne sehr auffallend nach
hinten übergebogen zu seyn, der ganzen Länge nach steif und
starr, wie eine Bildsäule, einige Zoll hoch frei vom Lager in
die Höhe geschleudert wurde, womit die heftigsten Suifoca-
tionszufälle verbunden waren, fahrend dieses Anfalls war der
Trismus aufs höchste gestiegen; ohne dass dabei die Gesichts-
inuskeln und namentlich die Mundwinkel so verzogen gewesen
wären, wie dies beiin Spasmus cynicus des Tetanus traumuticus
vorkommt, war der Kiefer unbeweglich verschlossen, die Zähne
beider Kiefer fest auf einanderstehend, die Zunge hart hinter die
Zähne gedrückt und die Sprache verloren, doch gab Pat. lallende
Töne von sich und nach den rhythmischen Bewegungen der Lip
pen , die weich und beweglich waren und sich wie zum Sprechen
bewegten, schien es, als ob er sich zu sprechen bemühte und das
Bewusstsein auch im Umlange dieses fürchterlichen Anfalles noch
nicht verschwunden sei. Die obern, immer noch beweglich
gewesenen Extremitäten wurden in diesem Aufalle krampfhaft
über die Brust hergezogen, der Vorderarm im Ellenbogen
unbeweglich gebeugt, die untern Extremitäten blieben steif und
unbeweglich und nur die Vorderfüsse wurden noch mehr ge
beugt und verdreht, so dass beide Fusssohlen gegen einander
sahen. Mit Zunahme dieses allgemeinen Starrkrampfs wurde
die Respiration immer beschwerlicher und unterdrückter und
setzte endlich auf kurze Zeit ganz aus, wobei gleichzeitig Herz-
und Pulsschlag immer unordentlicher, undeutlicher und zuletzt
nicht mehr zu fühlen waren. Die vorher blasse Haut
bekam dann bläulichen Schein, die Haargefässe der Haut wa
ren mit venösem Blute überfüllt, das Gesicht aufgetrieben, ganz
dunkelviolett, die Lippen dunkelblau, der Hals angeschwolleu,
die Jugularvenen überfüllt, die Augen vorgetrieben und starr
nach rechts verdreht, die Pupillen erweitert, reizlos und die
Conjunctiva geröthet. Während dieser völligen Stockung des
Kreislaufes und der damit verbundenen Ueberfüllung des Kopfs
und der Brust mit venösem Blute schwanden auch die lallen
den Töne, die Lippen bewegten sich nicht mehr und Pat. ver
fiel in völlig bewusstlosen, sulfocatorischen Zustand, in dein er
einige Minuten vou dem schaudervollsten allgemeinen tonischen
Krampf des ganzen Körpers befallen war, während welcher
Zeit der Körper ganz regungslos starr und steif auf dem Bette
dahin gestreckt lag, ohne dass auch nur die geringste Bewe-