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II. Matena medica und Toxikologie.
gleichen der Bruchsack merkwürdig schlaffer, aber noch sehr em
pfindlich und der Inhalt noch keineswegs reponibel. Nebenzu
fälle, welche die Belladonna sonst hervorruft, beobachtete W.
nicht. Dies geschah früh. Als der Verf. Pat. Mittags sah,
trat er sie in derselben Lage, angeblich zufrieden und sehr be
haglich , dass sie eine bessere Lage nicht wünschte. Glieder
und Kopf waren wieder natürlich, auch sah das Auge natür
lich aus, nur schien die Pupille ein wenig erweitert. Oeffnung
war nicht erfolgt, auch das Klystier nicht abgegangen. Kurz
vor 12 Uhr hatte Pat,, wie sie an gab, wieder Schmerzen und
Anschwellen des Unterleibs bekommen, sich aber gleich selbst
geholfen, indem sie einige Löffel von der Klystiermasse trank,
worauf sich die Stiche gleich wieder verloren. Der Verf. ver
bot das fernere Einnehmen des Klystiers ernstlich, was Pat.
auch versprach und setzte derselben ein Klystier von Chamillen-
und Leinsamenabkochung mit 2 Unzen Glaubersalz. Abends
spät, als der Verf. Pat. wiedersah, hörte er, dass auch das
Salzklystier bei ihr geblieben, sie darauf aber wieder mehr
Schmerz, stärker angespannten Leib und Beängstigung bekom
men, doch Brechreiz noch nicht fühle, sich auch sonst nicht un
wohl befinde und keine Erscheinungen vor den Augen sehe.
Die Pupille war nur mässig erweitert und die Adnata nicht ge-
röthet, das Auge auch nicht stier. Da sonach keine Übeln Fol
gen von der unvorsichtigen, innerlichen, starken Anwendung
zu bemerken waren, so injicirte W. der Kranken den Ueber-
rest des Infus. Bellad. Die Nacht darauf war, bis auf einige
Träume, ruhig und auch am Morgen das Befinden sehr gut.
Hatte Pat. auch Abends vorher diinne Mehlsuppe gegessen, so
war doch an Erbrechen , Auftreiben des Leibes und Schmerz
gefühl nicht zu denken, wohl aber hatte man dieses Kollern im
Leibe bemerkt. Der Leib war weich, auch der Bruchsack,
aber dieser allein immer noch sehr empfindlich und die einge
klemmte Partie nicht zu reponiren. Da bei diesem Stande der
Sachen MV. nun schon alles Gute hoffte, auch das starke Salz
klystier mit beiden Belladonna-KIystieren noch zurück waren,
verordnete W. nur warme Breiumschläge über den Leib. Als
sich jedoch gegen Mittag wieder starke Anspannung des Leibes
und Härte des Bruchsacks zeigten, griff W. nochmals zuin
Belladonna-Infusum in dreifacher Theilung, worauf nach er
ster Gabe sofort wieder die frühem, guten Erscheinungen ein
traten , auch sich Kollern im Leibe hör - und fühlbarer machte.
Da aber doch weder Winde nach Fäces abgingen, zugleich
aber auch keine üblen Wirkungen von der Belladonna, als
etwas mehr erweiterten Pupillen und nicht unangenehme
Träum« eintraten, gab W. ' bald das zweite und gegen
Abend auch das letzte derartige Klystier. Darauf war den
7. früh die Bruchbeule, bis auf einige angeschwollene Drüschen,
verschwunden und es erfolgten nach ganz verträumter Nacht